Anklage gegen Stadler rückt näher
mic – Einen Monat nach der Entlassung des früheren Audi-Vorstandsvorsitzenden Rupert Stadler aus der Untersuchungshaft steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich vor Gericht verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft München steuert auf eine Anklage gegen den früheren Spitzenmanager zu, haben Verfahrensbeteiligte Reuters bestätigt, nachdem das Nachrichtenmagazin “Spiegel” darüber berichtet hatte. Außerdem müssen voraussichtlich weitere ehemalige Führungskräfte, die wegen des Dieselabgasbetrugs entlassen wurden, mit einer Anklage rechnen. Der Zeitplan für die Anklageerhebung ist jedoch vollkommen unklar. Allerdings dürfte die Behörde auch die Causa Stadler vordringlich bearbeiten, weil in dem Fall Untersuchungshaft angeordnet worden ist – die nur außer Vollzug gesetzt wurde. TatverdachtDas Oberlandesgericht München hatte bei der Entlassung von Stadler aus der Untersuchungshaft erklärt, dass gegen den früheren Vorstandsvorsitzenden der Ingolstädter Volkswagen-Tochter “weiterhin ein dringender Tatverdacht” bestehe. Die Richter stellten außerdem fest, dass der Haftgrund der Verdunkelungsgefahr fortbestehe. Trotzdem sei es “vertret- und verantwortbar”, den vollzogenen Haftbefehl außer Vollzug zu setzen. Stadler hatte viereinhalb Monate in der Justizvollzugsanstalt Augsburg-Gablingen gesessen.Die Staatsanwälte werfen dem ehemaligen CEO vor, über die Abgasmanipulationen schon informiert gewesen zu sein, bevor sie im September 2015 auch öffentlich bekannt wurden. Für die Folgezeit bemängeln die Ermittler, dass Stadler nicht überzeugend zur Aufklärung der Vorwürfe beigetragen hat. Darüber hinaus wird ihm vorgehalten, die Ermittlungen sogar behindert zu haben. Der Abgasbetrug zog nicht nur politisch weite Kreise, sondern muss strafrechtlich auch jenseits des Ex-Vorstandsvorsitzenden weiter aufgeklärt werden. Es gelten 20 Beschuldigte als des Betrugs verdächtig. Die Führung von Audi hatte unterdessen vorläufig der ehemalige Vertriebsvorstand Bram Schot übernommen. Die Berufung des 57-jährigen Niederländers zum Vorstandsvorsitzenden wurde kürzlich vertagt. Einige Formalien seien noch nicht geklärt, hieß es. Die Entscheidung könnte aber noch vor Weihnachten nachgeholt werden.