Finanzchef bewältigt schweres Erbe

Apple-CFO Kevan Parekh hat das Ohr der Aktionäre

Die Wall Street schätzt Apple-CFO Kevan Parekh wegen seiner Kommunikationsfähigkeit. Dabei ist der seit Jahresbeginn amtierende Finanzchef in große Fußstapfen getreten.

Apple-CFO Kevan Parekh hat das Ohr der Aktionäre

Aktionäre hören auf Apple-CFO

Von Alex Wehnert, New York

Kevan Parekh droht Apple-CEO Tim Cook in so mancher Analystenschalte die Show zu stehlen. Der seit Jahresbeginn amtierende Finanzchef des Tech-Riesen wird an der Wall Street für seine Fähigkeit geschätzt, Daten klar zu kommunizieren und daraus Pläne für strategische Initiativen zu formulieren – gerade im derzeitigen unübersichtlichen Marktumfeld rückt er damit ins Rampenlicht. So räumt der CFO im Rahmen der Berichterstattung zum September-Quartal unumwunden ein, dass der Konzern die Nachfrage nach dem neuen iPhone 17 unterschätzt hat. Probleme in der Lieferkette hätten dazu geführt, dass der Absatz des Flaggschiffprodukts zuletzt zwar Rekordwerte erreichte, aber doch hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieb. Allerdings hatte Parekh auch positive Nachrichten im Gepäck: Das starke Interesse am iPhone 17 werde die konzernweiten Erlöse im Weihnachtsviertel aller Voraussicht nach deutlich stärker antreiben als an der Wall Street prognostiziert.

Gelernter Elektroingenieur

Parekh, der aus einer indisch-amerikanischen Familie stammt, an der University of Michigan Elektroingenieurwesen studierte und einen Master of Business Administration der Booth School of Business der University of Chicago hält, nimmt seine zentrale Rolle dabei, die Investorenstimmung aufrecht zu erhalten, offensiv an. Dabei kommt dem ehemaligen Manager von Thomson Reuters und General Motors zugute, dass er in seinen inzwischen mehr als zwölf Jahren bei Apple nicht nur die konzernweite Finanzplanung, sondern auch die Planung in verschiedenen Abteilungen wie dem Vertrieb genau kennengelernt hat.

Auf dem CFO-Posten löste er zum Januar 2025 Luca Maestri ab und trat damit ein schweres Erbe an: Der italienisch-amerikanische Geschäftsmann hütete bei Apple seit 2014 die Finanzen und erarbeitete sich in dieser Zeit einen Ruf als wachsamer Kosten-Kontrolleur. Dabei hielt er die Belegschaft trotz Investitionsbooms im Sektor schmal und sorgte somit dafür, dass der Konzern auch in schwierigeren Marktphasen anders als die Konkurrenz nicht zu öffentlichkeitswirksamen Massenentlassungen greifen musste.

Verjüngungskur auf Führungsebene

Die Analysten bei J.P. Morgan schrieben angesichts des „signifikanten Fortschritts“, den Apple unter dem langjährigen CFO an „verschiedenen Fronten“ gemacht habe, seinerzeit von „Enttäuschung“ der Aktionäre über Maestris Abgang, auch wenn dieser Teil einer geplanten Verjüngungskur im Vorstand sei. Der in Rom geborene Manager – der seither den Bereich für Unternehmensdienstleistungen lenkt, zu dem auch die interne Datenzentren-Infrastruktur gehört – ist heute 62 Jahre alt, Parekh neun Jahre jünger. CEO Cook beeilte sich indes, seinen neuen CFO öffentlich für „seinen scharfen Intellekt, seine kluge Urteilskraft und seine finanzielle Brillanz“ zu loben.

Parekh, vor seinem Aufstieg in den Vorstand Spitzenadjutant Maestris, setzt dabei bisher die Strategie seines Vorgängers fort, die über Jahre zu einer massiven Ausweitung der Bruttomarge und einer gewaltigen Kapitalrückführung an die Aktionäre führte. Im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr hat der Konzern Dividenden im Volumen von 15,4 Mrd. Dollar ausgeschüttet und 90,7 Mrd. Dollar in Aktienrückkäufe gesteckt. Der Cash Return seit 2012 summiert sich damit auf 994 Mrd. Dollar und dürfte im nächsten Quartal die Billionenmarke überschreiten. Die Zahl der umlaufenden Anteilsscheine ist infolge der Buyback-Strategie in den vergangenen 13 Jahren um 44% geschrumpft, was sich mathematisch positiv auf Kennzahlen wie den Gewinn pro Aktie auswirkt.

Insider-Beförderung gegen den Trend

Während Maestris Zeit an der Spitze des Finanzressorts legte der Titel auch infolge der robusten Kapitalmarktkommunikation um rund 800% zu, mit seinem Nachfolger auf dem CFO-Posten hat er bisher rund 11% an Wert gewonnen. Parekh genießt indes gerade aufgrund seines Status als langjähriger Mitarbeiter das Vertrauen von CEO Cook und des Verwaltungsrats. Dabei setzte zuletzt eine so große Zahl der US-Unternehmen bei CFO-Nachfolgeentscheidungen auf externe Kandidaten wie seit zehn Jahren nicht.