Agrar- und Baustoffhandel

Architekt einer „grünen“ Baywa-Gruppe

In Zeiten wie diesen hat Klaus Josef Lutz keinen Grund, sich zu beklagen. Der Vorstandsvorsitzende von Baywa befindet sich mit Deutschlands größtem Agrar- und Baustoffhandelskonzern 2021 auf Rekordkurs. Der Ökostromboom und der zyklische Preisschub...

Architekt einer „grünen“ Baywa-Gruppe

Von Stefan Kroneck, München

In Zeiten wie diesen hat Klaus Josef Lutz keinen Grund, sich zu beklagen. Der Vorstandsvorsitzende von Baywa befindet sich mit Deutschlands größtem Agrar- und Baustoffhandelskonzern 2021 auf Rekordkurs. Der Ökostromboom und der zyklische Preisschub bei landwirtschaftlichen Produkten beflügeln derzeit das SDax-Mitglied aus München. Zur Vorlage der Zahlen des ersten Quartals sprach der 63 Jahre alte CEO von einem „sensationellen Jahresauftakt“ (vgl. BZ vom 6. Mai). Statt wie saisonal üblich im Winter einen Verlust auszuweisen, erzielte das Unternehmen im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt einen operativen Gewinn von 45 Mill. Euro. Solche Zwischenresultate geben Lutz Rückenwind. Am 5. August berichtet die Baywa über das zweite Quartal.

Diversifizierungskurs

Der mit viel Selbstbewusstsein ausgestattete Jurist betrachtet das als Bestätigung dafür, bei der strategischen Ausrichtung des zum Genossenschaftssektor gehörenden Konzerns alles richtig gemacht zu haben. Nach seinem Amtsantritt vor 13 Jahren verordnete der gebürtige Münchner dem Unternehmen einen strammen Expansions- und Diversifizierungskurs. Seine Intention war es dabei, die Baywa vom volatilen Handelsgeschäft mit Getreide unabhängiger zu machen. Das gelang. Mit dem Einstieg in das Projektgeschäft mit Solar- und Windparkanlagen traf er den Nerv der Zeit. Lutz baute diesen neuen Konzernzweig zügig aus. Heute erwirtschaftet die Baywa einen Großteil ihres Gewinns mit diesen Aktivitäten. Er gilt als Architekt einer „grüner“ gewordenen Baywa-Gruppe.

Mit der Übernahme des neuseeländischen Obsthändlers Turners & Growers (T&G) drang die Baywa unter seiner Regie stärker in das globale Geschäft mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen vor. Dieser Schritt erwies sich ebenfalls als richtig, beliefert doch T&G unter anderem Großabnehmer wie China. Der Bedarf der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt steigt ständig.

Vor dem Hintergrund der geschäftlichen Fortschritte auf den Kernfeldern spielt der Corona-Schock im Zahlenwerk der Baywa keine Rolle. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen erwies sich der Konzern als weitgehend immun gegen die folgenschwere Pandemie. Dieser Erfolg wird mittlerweile auch von den Anlegern goutiert. Im Mai stieg die Aktie auf 42 Euro. Diesen Kurs hatte der Titel zuletzt im Jahr 2008 erreicht – also zu Beginn der Amtszeit von Lutz. Der CEO arbeitete sich daran ab, seine Strategie am Markt überzeugend zu erklären. Der Durchbruch blieb aber zunächst aus. In den vergangenen Jahren dümpelte das Papier zeitweise unter 30 Euro.

Die nunmehr erhöhte Profitabilität des Konzerns zeugt von der Durchhaltekraft des CEO. Lutz ist umtriebig. Er nimmt kein Blatt vor dem Mund. Dass er dabei bisweilen aneckt, stört ihn offensichtlich nicht. Das zeigte sich unter anderem in seiner Kritik an der Deutschen Börse, nachdem die Baywa AG zwischenzeitlich aus dem SDax geflogen war.

Die Eigentümer schätzen seine Arbeit sehr. Die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs AG (34,5%) und die Raiffeisen Agrar Invest AG (27,2%) aus Österreich sind die beiden größten Einzelaktionäre. Hinter diesen stehen Waren- und Kreditgenossen.

Lange Amtszeit

Im März vergangenen Jahres verlängerte der Aufsichtsrat abermals den Vertrag des CEO. Seine Amtszeit läuft demnach bis 2025. Dann wäre er 67 Jahre alt. Das ist ein Alter, in dem andere Topmanager längst das Zepter einem Nachfolger überreicht haben. Bis zur Mitte der laufenden Dekade käme Lutz auf eine Amtsdauer von 17 Jahren. Dann hätte er die gleiche Wirkungszeit seines Vorgängers Wolfgang Deml erreicht. Der heute 75-Jährige hatte die Baywa von 1991 bis 2008 geführt.