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Aus für Microsofts Windows-Chef Sinofsky

Von Sebastian Schmid, New York Börsen-Zeitung, 14.11.2012 Steven Sinofsky, der Chef von Microsofts Windows-Sparte, verlässt den US-Softwarekonzern völlig überraschend nur wenige Wochen nach dem Verkaufsstart der neuen Software "Windows 8". Der...

Aus für Microsofts Windows-Chef Sinofsky

Von Sebastian Schmid, New YorkSteven Sinofsky, der Chef von Microsofts Windows-Sparte, verlässt den US-Softwarekonzern völlig überraschend nur wenige Wochen nach dem Verkaufsstart der neuen Software “Windows 8”. Der 47-Jährige hatte zuvor 23 Jahre und damit praktisch sein halbes Leben für Microsoft gearbeitet. Zuletzt hatte er neben Windows 8 auch die Entwicklung von “Surface RT”, dem ersten Tablet-Rechner des Unternehmens, beaufsichtigt. Der plötzliche Abschied kam offenbar auch für die meisten Mitarbeiter des Unternehmens überraschend, wie nun zu vernehmen war.Sinofsky hatte den Geschäftsbereich 2006 übernommen, nachdem Microsoft mit dem Windows-XP-Nachfolgeprogramm Vista alles andere als zufrieden war. Sinofsky leitete die Entwicklung des von Kritikern und Kunden gleichermaßen gelobten Nachfolgers Windows 7 und führte Microsofts PC-Betriebssystem mit Windows 8 und dem seit 26. Oktober vertriebenen Surface-Tablet-Rechner ins Touchscreen-Zeitalter. “Ich bin dankbar für die vielen Jahre, in denen Steven seine Arbeitskraft dem Unternehmen gewidmet hat”, ließ sich CEO Steve Ballmer in einer Mitteilung zitieren. Einige US-Medien hatten Sinofsky bereits als potenziellen Ballmer-Nachfolger gehandelt. Aus dem Unternehmen hieß es allerdings, dass der für seine undiplomatische Art bekannte Manager für die moderierende Funktion eines Konzernchefs ungeeignet gewesen wäre. “Es gab nur Steves Weg und keinen anderen sonst”, beschrieb ein Mitarbeiter gegenüber “All Things Digital” den kompromisslosen Führungsstil Sinofskys. Dem Blog zufolge wurde der Abschied des Managers schon seit Wochen vorbereitet, obwohl dieser parallel den Start von Windows 8 und Surface RT vorbereitet hatte.Angesichts der zunehmenden Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Divisionen – Windows Phone, das Tablet-Betriebssystem Windows RT und das klassische Windows sollen immer enger verknüpft werden – dürften Sinofskys menschliche Defizite in der Zusammenarbeit mit anderen Managern als übergroße Bürde gewertet worden sein. Seine Fähigkeit, komplexe Software-Projekte zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, gilt indes als unbestritten. Zwei NachfolgerEine grundsätzliche Unzufriedenheit mit der Entwicklung der Division, die im vergangenen Quartal vor dem Windows-8-Start einen deutlichen Umsatzeinbruch hinnehmen musste, wird daher nur von wenigen Marktbeobachtern vermutet. Sinofskys Nachfolge werden sich künftig zwei Microsoft-Managerinnen teilen. Julie Larson-Green, die bislang eine führende Position in der Softwareentwicklung innehatte, wird künftig die Entwicklung von Windows-Software und -Hardware leiten. Tami Reller, die bereits für Marketing und Finanzen der Windows-Sparte verantwortlich zeichnete, wird künftig für das operative Geschäft der Windows-Sparte zuständig sein, die neben dem Betriebssystem auch das neue Surface-Tablet und den Browser Internet Explorer umfasst.Beide hatten zuvor direkt an Sinofsky berichtet und sind wie dieser langjährige Mitarbeiter Microsofts. Larson-Green arbeitet bereits seit 1993 beim Softwarekonzern aus Redmond und hat dort unter anderem 2003 die Modernisierung der angestaubten Office-Software geleitet – damals bereits unter Sinofsky. Als dieser später von der Office-Gruppe zu Windows wechselte, folgte ihm Larson-Green. Reller stieß 2001 als Finanzchefin der übernommenen Great Plains Software zu Microsoft. 2007 wechselte sie zum Windows-Team. In einer E-Mail an die Mitarbeiter teilte Sinofsky mit, er habe den beiden Platz machen wollen. Die Entscheidung zum Abschied habe er in der Nachschau des Windows-8-Starts getroffen. Er suche nun die Chance, neue Möglichkeiten wahrzunehmen.