Bargeldversorgung

Bankgründung für Bargeldversorgung

Mit dem Ex-FSB-Chef Randal Quarles hat sich ein echter Promi an dem Start-up Currency Reserve beteiligt. Es geht um die Bereitstellung physischer Dollarnoten.

Bankgründung für Bargeldversorgung

Bankgründung für Bargeldversorgung

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Von Björn Godenrath, Frankfurt
bg Frankfurt

Immer häufiger docken selbst hochkarätige Notenbanker und Aufseher in der Gründerszene an, wenn sie ihre Laufbahn beendet haben. Über Family Offices beteiligt man sich oder hat ein Beratermandat, verbunden mit einem Sitz im Kontrollgremium. So ist es auch bei Randal Quarles, bis Ende 2021 Vizechef der Federal Reserve und Chair des Financial Stability Board (FSB). Von Donald Trump nominiert, war er federführend bei der auf den Dodd-Frank Act folgenden Deregulierung – was im Sektor der Regionalbanken mit der plötzlichen Zinswende für Probleme sorgte.

Kein Bezug zur Digitalisierung

Als Gründer setzt Quarles nun in einem Sektor an, der nichts mit Digitalisierung zu tun hat. Denn über sein altes Vehikel Cynosure Group hat er sich am Start-up Currency Reserve beteiligt, das es sich zur Aufgabe machen will, die Bargeldversorgung von lokalen Banken auch außerhalb der USA sicherzustellen.

Steigende Kosten für Banken und Händler

Ein Geschäftsmodell, das in Zeiten der Diskussion über digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) auf den ersten Blick nicht unbedingt auf der Hand liegt. Auf den zweiten Blick dann aber doch. Denn auch wenn die Bargeldnutzung in Dollar und Euro rückläufig ist, hat dieses Zahlungsmittel keineswegs ausgedient. Für Banken und den lokalen Handel erweist es sich zunehmend als Problem, dass die Kosten der Bargeldversorgung bei rückläufiger Zirkulierung immer weiter steigen.

Dieses Problem ist die unternehmerische Herausforderung, der sich Currency Reserve stellen will. Das Start-up-Unternehmen hat dafür eine Banklizenz beantragt. Statt die klassische Depositen- und Ausleihungsfunktion zu übernehmen, benötigt es jedoch nur den Zugang zum Bargeld, das es sozusagen als Broker gegen Gebühren an weitere Destinationen verteilen will.

Das Konto bei Quarles vorherigem Arbeitgeber, der Federal Reserve, würde Currency Reserve den Weg über Intermediäre ersparen – die Gründer könnten die Dollar direkt aus dem Hochsicherheitstrakt der US-Notenbank beziehen. Die Lizenz ist der "Financial Times" zufolge als "Tier 3" eingestuft, was eine strengere Aufsicht impliziert, auch weil das Geschäftsmodell aus dem üblichen Raster der Fed fällt.

Branchenkritische Lobbygruppen reiben sich an Quarles und prangern an, dass nun ehemalige Untergebene über den Antrag seiner Beteiligung entscheiden müssten – und vermuten Einflussnahme, was hinter vorgehaltener Hand dementiert wird. Tatsächlich ist Quarles aber erfahren genug, um schon den Anschein von Einmischung zu vermeiden. Und Belege für die Anschuldigungen der Kapitalismuskritiker gibt es nicht.

Chancen in Schwachwährungsländern

Was die Aussichten von Currency Reserve angeht, so darf man zuversichtlich und skeptisch sein. Die US-Banken bringen aufgrund steigender Geldwäscheverdachtsmeldungen tendenziell weniger Dollar ins Ausland. Das hat einen Mangel erzeugt, den das Start-up lindern könnte. Vor allem Länder, die selbst über keine starke Währung verfügen, dafür aber bei Touristen aus den USA beliebt sind, dürften Bedarf für das Angebot haben. Andererseits dürfte Currency Reserve mit hohen logistischen und regulatorischen Kosten konfrontiert sein. Quarles dürfte das einkalkuliert haben.

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