BayernLB

Risikovorstand Kramer kündigt Abschied an

Risikovorstand Marcus Kramer geht spätestens Ende April 2025 in den Ruhestand. Der BayernLB bietet das die Chance, die erste Frau in den Vorstand zu holen.

Risikovorstand Kramer kündigt Abschied an

BayernLB-Risikovorstand kündigt Abschied an

jh München

Marcus Kramer, seit 13 Jahren Risikovorstand der Bayerischen Landesbank (BayernLB), geht spätestens im Frühjahr 2025 in den Ruhestand. Ein Sprecher der Bank bestätigte, die Mitarbeiter seien in diesen Tagen darüber informiert worden. Der Vertrag des 60 Jahre alten Managers läuft Ende April 2025 aus. Wie es heißt, wäre Kramer bereit sich auch früher zu verabschieden, um der Nachfolge nicht im Weg zu stehen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Wolf Schumacher und Vorstandschef Stephan Winkelmeier geben sich in dem Schreiben an die Mitarbeiter "zuversichtlich, in naher Zukunft eine überzeugende Nachfolgelösung zu finden" und "rechtzeitig für einen geordneten Übergang zu sorgen". In dem fünfköpfigen Vorstand sind bisher nur Männer. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass Schumacher vor allem nach einer Frau Ausschau hält.

Die BayernLB könnte damit ihrer Direktbank DKB folgen. Dort ist seit Anfang dieses Jahres die gebürtige Estin Kristina Mikenberg im Vorstand – als Chief Risk Officer.

Wenige faule Kredite

Kramer war für Credit Suisse, die Deutsche Bank, die WestLB sowie als Bereichsvorstand und Chief Risk Officer für die Commerzbank tätig gewesen, ehe er im Mai 2010 nach München kam. Im aktuellen Vorstand ist er am längsten dabei. Schon 2017 hatte er in einem Gespräch mit der Börsen-Zeitung berichtet, er sei der dienstälteste Risikovorstand einer deutschen Bank überhaupt.

Nach München wurde Kramer geholt, um die BayernLB nach der Finanzkrise und dem Desaster wegen der Übernahme der Hypo Alpe Adria vor neuen großen Risiken zu bewahren. Das ist ihm offensichtlich gelungen. Der Anteil fauler Kredite (NPL-Quote) der Landesbank lag zuletzt bei 0,7%. Kramer sagte jetzt, er sei mit seinem Team sehr stolz darauf, bei seinem Ausscheiden ein "sehr robustes Kreditportfolio" zu übergeben.

Zurückhaltung im Fall Wirecard

Bezeichnend für seine Haltung war das Vorgehen in Sachen Wirecard. Trotz der regionalen Nähe zum Hauptsitz des später insolventen Zahlungsdienstleisters in Aschheim bei München zog sich die BayernLB 2018 aus einem Bankenkonsortium zurück, an dessen Spitze die Commerzbank stand. Kramer begründete im Untersuchungsausschuss des Bundestags im Januar 2021 die Zurückhaltung der Landesbank so: "Wenn wir 150 Mill. Euro oder mehr aus der Hand geben, dann nur, wenn wir wirklich den Kunden sehr, sehr gut verstehen." Wirecard sei der Bank erst seit zwei Jahren bekannt gewesen: zu kurz. Zudem seien wichtige Fragen zum Geschäftsmodell und der komplexen Bilanzstruktur des Unternehmens offen geblieben, sagte Kramer damals in Berlin.

Ohne spektakuläre Ausfälle

Auch dank dieser Vorsicht blieben der BayernLB weitere spektakuläre Kreditausfälle erspart wie in früheren Jahren zum Beispiel nach Zusammenbrüchen der Bauunternehmen Walter Bau und Philipp Holzmann, der Mediengruppe von Leo Kirch und des US-amerikanischen Energiekonzerns Enron. Der Schaden wegen der Bilanzmanipulationen des südafrikanisch-deutschen Möbelkonzerns Steinhoff war 2017 mit etwa 50 Mill. Euro für die BayernLB überschaubar.

Nach seinem Abschied will sich Kramer "neuen Aufgaben widmen, die vor allem im privaten Bereich liegen werden", wie er in der Information an die Mitarbeiter ganz trocken ankündigt. Er sei ein passionierter Motorradfahrer, heißt es.

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