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BBVA-Chef Torres macht mit Rückkäufen den Kurs flott

Der Spanier Carlos Torres Vila gibt das Geld aus dem Verkauf der US-Tochter lieber für eigene Aktien aus als für Zukäufe. Sorgen macht ihm ein Spionage-Skandal.

BBVA-Chef Torres macht mit Rückkäufen den Kurs flott

BBVA-Chef Torres macht mit Rückkäufen den Kurs flott

Von Thilo Schäfer, Madrid

Carlos Torres Vila ist nach dem spanischen Modell Vorsitzender mit exekutiven Funktionen von BBVA.

Viele Banken in Europa nutzen derzeit die sprudelnden Gewinne aus dem Zinsanstieg für umfangreiche Rückkäufe der eigenen Aktien. Kaum ein Institut zeigt sich dabei großzügiger gegenüber den Aktionären als BBVA. Nach einem massiven Buyback in Höhe von 3,16 Mrd. Euro vor zwei Jahren und 422 Mill. Euro im letzten Jahr kündigte Spaniens zweitgrößte Bank Ende Januar einen weiteren Rückkauf über 781 Mill. Euro an.

„Wir glauben, dass wir an der Börse noch Luft nach oben haben, und dies ist ein gutes Instrument für unsere Aktionäre“, erklärte der Vorsitzende von BBVA, Carlos Torres Vila, auf der Bilanzpressekonferenz. In der Tat ist der Kurs seitdem weiter gestiegen und hat in den vergangenen zwölf Monaten um fast die Hälfte zugelegt. Mit einer Marktkapitalisierung von 55 Mrd. Euro rückt BBVA dem großen heimischen Rivalen Santander nahe.

Dabei war die Buyback-Strategie von Torres lange Zeit nicht unumstritten. BBVA verkaufte 2021 ihre Tochter in den USA für umgerechnet 9,6 Mrd. Euro. Torres stellte in Aussicht, dass man mit dem üppigen Überschusskapital auf Einkaufstour gehen könne. Es herrschte viel Fantasie im Markt, zumal BBVA kurz zuvor einen Versuch unternommen hatte, um den Konkurrenten Sabadell zu schlucken. Was folgte, war jedoch der Kauf von 36% der Aktien der türkischen Tochter Garanti und das zu einem Zeitpunkt erheblicher wirtschaftlicher Probleme im Land am Bosporus. Das kam am Markt nicht gut an.

Auf der Bilanzpressekonferenz am 30. Januar erwähnte der Vorsitzende die Möglichkeit, einen Teil des restlichen Überschusskapitals für Übernahmen auszugeben, nicht einmal mehr. Der 58-Jährige ist ein bedachter Banker, der lieber auf das organische Wachstum setzt, wie mit der reinen Online-Bank in Italien, die rasch Erfolge vorzeigen konnte.

Torres stammt aus einer Familie aus Galicien, der entlegenen Region am Atlantik im Nordwesten Spaniens. Er selbst kam in der Universitätsstadt Salamanca auf die Welt, da die Familie mehrfach im Lande umzog. Er studierte Jura an der Fernuniversität Uned und machte einen Bachelor in Science und einen MBA am Massachusetts Institute of Technology. Die Wissenschaft treibt ihn bis heute um. „Ich versuche jeden Tag etwas Neues zu lernen, sonst ist der Tag umsonst“, erzählte er auf einer Veranstaltung der Bank. BBVA gilt seit Jahren als Vorreiter bei der Ausrichtung auf Fintech und der Förderungen vielerlei Initiativen auf der Welt.

Nach der Beratungsfirma McKinsey und dem Energieversorger Endesa kam Torres 2008 zu BBVA. „Mein erster Tag war der Tag, an dem Lehman Brothers zusammenbrach“, erinnerte er sich. Er wurde 2015 zum CEO ernannt und beerbte drei Jahre später den Vorsitzenden Francisco González, der zwei Jahrzehnte lang die Geschicke der Bank geleitet hatte. Es sollte sich als vergiftetes Erbe herausstellen. Die Justiz untersucht die geschäftlichen Verbindungen der Bank zu José Manuel Villarejo, einem früheren Polizeikommissar, der Unternehmen und Persönlichkeiten ausspionierte.

Der Skandal ist derzeit die größte Belastung für BBVA und für Torres persönlich. Im Oktober sagte der Banker als Zeuge im Verfahren vor einem Gericht in Madrid aus. Er bestritt, von den Verträgen und Machenschaften unter Vorgänger González etwas gewusst zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Vorsitzenden und der Bank allerdings auch mangelnde Zusammenarbeit in der Aufarbeitung der Affäre vor. Auf Fragen der Medien zu diesem Thema geht Torres schon seit Längerem nicht mehr ein.

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