Benetton bereitet den Generationswechsel vor
bl – Die Benetton-Dynastie stellt die Weichen für die künftige Führung der Familienholding Edizione S.r.l. und damit des Großteils ihrer wirtschaftlichen Interessen vor. Edizione wird zu gleichen Teilen von Verwaltungsratspräsident Luciano, seiner Schwester Giuliana und den Erben der 2018 verstorbenen Geschwister Carlo und Gilberto kontrolliert. Zum Beteiligungsportfolio gehören vor allem die zu 30 % kontrollierte Infrastrukturgesellschaft Atlantia, Autogrill, Cellnex, Benetton, Immobilien sowie Beteiligungen an der Versicherung Generali (3 %) und der Mediobanca (2 %).Der bisherige CEO Marco Patuano beendet seine Amtszeit nach zweieinhalb Jahren vorzeitig. Das hatte sich bereits in den letzten Tagen abgezeichnet. Er hatte insbesondere das Vertrauen von Patriarch Luciano Benetton verloren. Patuano bleibt bis zur Hauptversammlung am 24. Juni im Amt und gibt mit seinem Ausscheiden auch seine Aufsichtsratsmandate bei Atlantia und Autogrill auf. Patuano war ein Vertrauter des im vergangenen Jahr verstorbenen Gilberto Benetton, des Finanzfachmanns der Familie. Der hatte ihn geholt und im Januar 2017 zum CEO gemacht. Patuano erklärte, er habe seine Mission erfüllt. Halbwegs gesichtswahrend dankte ihm Edizione dafür, die Internationalisierung und Diversifizierung vorangetrieben zu haben. In seine Amtszeit fiel insbesondere die Übernahme der spanischen Autobahngesellschaft Abertis.Es war vor allem Luciano Benetton, der auf den Wechsel drang und eine Übergangslösung wollte, während der die Weichen für die künftige Führung gestellt werden sollen. Mit Alessandro, Christian und Sabina Benetton sowie Franca Bertagnin sitzen vier Nachkömmlinge der vier Familienzweige im achtköpfigen Aufsichtsrat, der künftig über mehr Befugnisse verfügen soll. Sie sollen offenbar auf die künftige Führung vorbereitet werden, wobei noch nicht klar ist, wer künftig welche Rolle spielen wird. Die Übergangszeit soll angeblich maximal drei Jahre dauern.Einen neuen CEO gibt es nicht. Vorübergehend wird Generaldirektor Carlo Bertazzo eine stärkere Rolle haben. Eine wichtige Rolle dürfte auch weiter Fabio Cerchiai spielen. Dass er gerade erst als Aufsichtsratsvorsitzender bei Atlantia bestätigt worden ist, deutet jedenfalls darauf hin, dass er nach wie vor das Vertrauen der Familie genießt, die ihr Vermögen in der Textilindustrie gemacht hat.Zu den offenen Fragen gehört, ob sich Benetton an der Fluggesellschaft Alitalia beteiligt. Angeblich gibt es Interesse an einer Beteiligung, denn die schwer angeschlagene Fluggesellschaft ist der wichtigste “Kunde” des von Atlantia kontrollierten römischen Flughafens Fiumicino. Allerdings dürfte Atlantia der Regierung, die dringend einen Investor für die Airline sucht, nur dann entgegenkommen, wenn der vor allem von Vizepremier Luigi Di Maio angedrohte Entzug der Autobahnlizenz der Atlantia-Tochter Autostrade per l’Italia vom Tisch ist. Di Maio und die 5 Stelle machen den Autobahnbetreiber verantwortlich für den Einsturz der Autobahnbrücke in Genua und zeigen sich bisher nicht bereit, Benetton entgegenzukommen.