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Berlusconi-Sohn tritt ins Licht

bl - Mit der Übernahme einer 9,6-prozentigen Beteiligung an der deutschen Fernsehsender-Gruppe ProSiebenSat.1 ist Pier Silvio Berlusconi plötzlich etwas ins Rampenlicht gerückt. Zwar steht der Sohn des übermächtigen italienischen Ex-Premiers und...

Berlusconi-Sohn tritt ins Licht

bl – Mit der Übernahme einer 9,6-prozentigen Beteiligung an der deutschen Fernsehsender-Gruppe ProSiebenSat.1 ist Pier Silvio Berlusconi plötzlich etwas ins Rampenlicht gerückt. Zwar steht der Sohn des übermächtigen italienischen Ex-Premiers und Unternehmensgründers Silvio schon seit dem Jahr 2000 an der Spitze der italienischen Privatsender-Kette Mediaset. Doch Schlagzeilen hat der 50-Jährige, zumindest in seiner Jugend, eher mit Frauengeschichten gemacht. Auch das hat sich geändert: Seit 2002 ist er mit der hauseigenen TV-Moderatorin Silvia Toffanin liiert, mit der er einen Sohn und eine Tochter hat. Aus einer früheren Beziehung hat er außerdem eine erwachsene Tochter.Beruflich stand Pier Silvio bisher nicht nur im Schatten seines Vaters, sondern auch seiner zwei Jahre älteren Schwester Marina, die an der Spitze der Familien-Holding Fininvest steht und das größte Verlagshaus Italiens, Mondadori, leitet. Beide Geschwister stammen aus der ersten Ehe des “Cavaliere”. Die Interessen der Familie sind bei Fininvest gebündelt. Zu der Holding gehört neben Mondadori und einer 44-prozentigen Beteiligung an Mediaset auch die Banca Mediolanum.Pier Silvio, der teilweise in Spanien aufwuchs, begann seine Karriere 1992 im Unternehmen des Vaters und bekleidete dort verschiedene Positionen, bevor er zum CEO aufrückte. Im Laufe der Jahre gab es gegen den Sprössling des Ex-Premiers immer wieder auch Ermittlungen wegen angeblicher Bestechungszahlungen und Steuerbetrugs und auch Verurteilungen. Doch in letzter Instanz wurde er freigesprochen.Politische Ambitionen hat der CEO bisher nicht erkennen lassen. Er erklärt das auch damit, dass er zu sehr mit seinen operativen Aufgaben beschäftigt sei. Dabei hatte der seit 1996 börsennotierte Medienkonzern, der mit Canale 5, Italia 1 und Rete 4 sowie dem führenden Pay-TV-Sender Italiens TV-Markt dominiert, den politischen Aufstieg seines Vaters wesentlich befördert.Schon lange hatte Pier Silvio Berlusconi erklärt, eine europäische Fernsehallianz schmieden zu wollen. ProSiebenSat.1 hatte seine Avancen jedoch stets zurückgewiesen. Mediaset kontrolliert im Ausland bisher im Wesentlichen den führenden TV-Sender Telecinco und bekommt nun erstmal in Deutschland, Österreich und in der Schweiz einen Fuß in die Tür. Berlusconi selbst spricht davon, angesichts von Konkurrenten wie Netflix und Amazon Prime die Kräfte vereinen und “vor dem Hintergrund unserer europäischen Identität mit den globalen Schwergewichten punkten zu wollen”.Wo diese Identität in den eher seichten Programmen zu finden ist, bleibt offen. Mediaset biete im Gegensatz zu den Konkurrenten Produkte an, “die für jedes Land maßgeschneidert sind”. Mediaset kam 2018 auf einen konsolidierten Umsatz von 3,4 Mrd. Euro. Im ersten Quartal 2019 stieg bei deutlich rückläufigen Erlösen von 718 (i. V. 839) Mill. Euro der Nettogewinn auf 39,6 (3,5) Mill. Euro.Offen ist noch, wie der Streit mit Mediaset-Großaktionär Vivendi (29 %) weitergeht. Der Mediaset-Verwaltungsrat untersagte den Franzosen kürzlich, ihre Stimmrechte bei der Hauptversammlung auszuüben. Vivendi, die die Beteiligung seit 2016 zusammengekauft hatte, nachdem vorher die Übernahme des Pay-TV-Geschäfts von Mediaset abgesagt worden war, überlegt nun, die Beschlüsse der Hauptversammlung anzufechten.