Bernd Scheifele 60
hek – Der Sprung ins kalte Wasser, das reizt Bernd Scheifele. Im Oktober 1994 übernimmt er die Leitung des Pharmahändlers Phoenix, obwohl er weder Manager ist noch groß über Pharmazie Bescheid weiß. Gut zehn Jahre später wechselt er in eine andere Spitzenposition. Er wird Chef von Heidelberg Cement – ohne besonderes Know-how über Baustoffe oder Bauwirtschaft zu haben. Was Scheifele aber mitbringt, sind Tatkraft, Cleverness, Wissensdurst und Entscheidungsfreude. Und das Vertrauen des damaligen Großaktionärs Adolf Merckle, für den charakterliche Qualitäten mehr zählen als fachliche. WertkonservativScheifele wird in Freiburg geboren, ist Vater von vier Kindern und ein wertkonservativer Mensch. Er ist ein Freund klarer und pointierter Worte, der es versteht, auf Hauptversammlungen mit einer erfrischenden Rede die Aufmerksamkeit der Aktionäre zu binden. Heidelberg Cement führt er durch Präsenz in den Niederlassungen vor Ort, weniger aus der Zentrale heraus. Der Sohn eines höheren Beamten studierte Rechtswissenschaften in Freiburg und Dijon, ging als Fulbright-Stipendiat in die USA und wurde nach zweitem Staatsexamen und Promotion mit gerade 30 Jahren Partner der renommierten Wirtschaftskanzlei Gleiss Lutz Hootz Hirsch in Stuttgart. Als Anwalt begleitete er die Gründung des Pharmahändlers Phoenix und wechselte dann auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden. Scheifele formte das Mannheimer Unternehmen zum deutschen Marktführer und stellte es durch diverse Akquisitionen international auf.Als bei Heidelberg Cement die Erträge schwächelten, schickte Merckle ihn an den Neckar, zunächst als Aufsichtsrats- und seit Februar 2005 als Vorstandsvorsitzender. Mit der Finanzkrise und dem drohenden Zerfall des Merckle-Imperiums zogen dunkle Wolken über den Baustoffhersteller auf, dem überdies der teure Hanson-Kauf zusetzte. Doch Scheifele gelang es, das Unternehmen zu stabilisieren, und führte es in den Dax. Das sicherte ihm das Vertrauen des Hauptaktionärs Ludwig Merckle, der nach dem Suizid seines Vaters das Alleinerbe annahm und derzeit 25,5 % der Aktien hält. Scheifele ist ein Manager, für den das Feilen an den Kosten hohen Stellenwert hat. Zudem fährt er die Verschuldung zurück und schafft so den Spielraum für die Italcementi-Übernahme, die sich als Glücksfall erweist, denn die Synergien fallen viel höher aus als zunächst angekündigt. Inzwischen übersteigt die Dividendensumme den Nettozinsaufwand, worauf der Schlossbesitzer und Jäger besonders gern hinweist. Am Samstag wird Scheifele 60 Jahre alt.