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Board von Tesla dürfte der Ärger von Aktionären sicher sein

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 10.8.2018 Tesla-Chef Elon Musk hat es nicht so mit den Usancen eines börsennotierten Unternehmens. Dass er den von ihm gegründeten Elektrowagenhersteller acht Jahre nach dem IPO wieder von der Börse...

Board von Tesla dürfte der Ärger von Aktionären sicher sein

Von Stefan Paravicini, New YorkTesla-Chef Elon Musk hat es nicht so mit den Usancen eines börsennotierten Unternehmens. Dass er den von ihm gegründeten Elektrowagenhersteller acht Jahre nach dem IPO wieder von der Börse nehmen will, kommt deshalb in der Sache wenig überraschend, auch wenn Form und Zeitpunkt der Ankündigung über den Internetdienst Twitter die Börse in dieser Woche in Aufregung und Erstaunen versetzt hat. Die Nachricht über einen möglichen Buy-out in der Größenordnung von 70 Mrd. Dollar in einem knappen Tweet geriet am Dienstag so unkonventionell wie die meisten Dinge, die Musk anpackt, und sah so gar nicht nach börsennotiertem Unternehmen aus. Das hat die Börsenaufsicht SEC auf den Plan gerufen, die laut Medienberichten nachgefragt hat, warum kein Filing bei der SEC in Betracht gezogen wurde. Analysten würden sich so eine Frage zweimal überlegen. “Nicht cool” oder “öde” hatte Musk vor drei Monaten die Themen abqualifiziert, die sie mit dem Tesla-Chef ansprechen wollten. Auch das gehört eher nicht zum Umgangston einer börsennotierten Firma, wobei sich Musk gerade bei Analysten entschuldigt hat, die er im Frühjahr noch als “Holzköpfe” abkanzelte.Aber auch mit Blick auf die Corporate Governance weist Tesla bestenfalls Ähnlichkeiten mit einem börsennotierten Unternehmen auf. So wird Musk zwar von einem Board kontrolliert. Dessen Unabhängigkeit ist aber in etwa so gesichert, wie es nach aktuellem Kenntnisstand die Finanzierung des Buy-out von Tesla ist. Das hat erst im Frühjahr den Investor CtW auf den Plan gerufen, der einen Umbau des Board forderte und dafür die Unterstützung von Glass Lewis erhielt. Der Stimmrechtsberater riet den Aktionären außerdem dazu, Musk zu drängen, sich auf die Rolle als CEO zu beschränken. Bruder ohne BranchenkenntnisDen Unmut von CtW im Board hat vor allem Kimbal Musk auf sich gezogen, der Bruder des CEO und Unternehmensgründers. “Wir würden das für unerklärlich halten, wenn Tesla auch nur annähernd so etwas wie ein gut geführtes börsennotiertes Unternehmen wäre”, machte sich der Investor vor der Hauptversammlung in einem Schreiben an die Aktionäre Luft. Kimbal könne weder nennenswerte Branchenerfahrung noch Belege für eine effektive Tätigkeit im Board vorweisen, wetterte CtW und machte sich dafür stark, neben dem Bruder des Chefs auch Antonio Garcias die Wiederwahl zu verweigern. Ihn führt Tesla als “Lead Independent Director”, obwohl Garcias zu den längsten Weggefährten von Elon Musk gehört. Auch James Murdoch wollte CtW aus dem Board entfernen, während der Status des Risikokapitalgebers Steve Jurvetson im Board von Tesla seit seinem Abschied von der Venture-Capital-Gesellschaft DFJ im November ungeklärt ist. Die Aktionäre von Tesla sind CtW nicht gefolgt und haben im Juni alle Mitglieder im mittlerweile neunköpfigen Board bestätigt. Nach dem Tweet von Elon Musk über einen möglichen Buy-out müssen sie ihre Unabhängigkeit unter Beweis stellen. Verlassen sie sich blind auf den CEO, ohne ihren Aufsichtspflichten nachzukommen, dürften ihnen nach Einschätzung von Experten Klagen von Aktionären sicher sein.