SEC-Ermittlung

Börsenaufsicht untersucht interne Kommunikation von OpenAI-Chef Altman

Nach den Turbulenzen der vergangenen Monate ist die KI-Schmiede OpenAI in den Fokus von Regulatoren geraten. Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt wegen möglicher Irreführung von Investoren.

Börsenaufsicht untersucht interne Kommunikation von OpenAI-Chef Altman

SEC untersucht Kommunikation von OpenAI-Chef Altman

Von Alex Wehnert, New York

OpenAI-Chef Sam Altman und sein Start-up haben turbulente Monate hinter sich.

Für einen der meistbeachteten Pioniere auf dem Feld der künstlichen Intelligenz wachsen die rechtlichen und regulatorischen Herausforderungen: Die Technologieschmiede OpenAI und ihr Chef Sam Altman sind mit Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC konfrontiert. Die Behörde ermittelt, ob im Kontext des Putschversuchs gegen den Co-Gründer und CEO Ende November Investoren in die Irre geführt wurden. Dafür wertet sie die interne Kommunikation zwischen Altman und ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern sowie Verwaltungsratsmitgliedern aus; bereits im Dezember versandte sie wohl eine Vorladung.

Zugleich laufen rund um den Machtkampf beim Entwickler des populären Textgenerators ChatGPT wohl strafrechtliche Ermittlungen der US-Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York sowie eine von OpenAI beauftragte Untersuchung der Anwaltskanzlei Wilmer Hale. Die Ergebnisse von Letzterer werden in wenigen Wochen erwartet – sie dürften nach Hoffnung von Rechtsexperten und Investoren Aufschlüsse darüber liefern, was genau in jenen hektischen Tagen im Spätherbst bei dem KI-Hoffnungsträger vorgefallen ist.

Angebliche Bedenken über Chip-Projekt

Bekannt ist bislang Folgendes: Altman befand sich zum Rennwochenende der Formel 1 in Las Vegas, als ihm der OpenAI-Verwaltungsrat um Chefwissenschaftler Ilya Sutskever per Google-Meets-Videokonferenz seine Entlassung ankündigte. Öffentlich lieferte der Board, der als Nonprofit-Gremium aufgesetzt ist und den For-Profit-Geschäftsarm des Unternehmens darauf kontrollieren soll, ob er künstliche Intelligenz zum Wohle der Menschheit weiterentwickelt, nur vage Erklärungen für den Schritt ab. Altman sei "in seiner Kommunikation mit dem Verwaltungsrat nicht durchgängig offen gewesen", hieß es etwa – Beweise dafür legten die Direktoren nicht vor. Laut Insidern war das Kontrollgremium aber angeblich besorgt darüber, dass der CEO nicht alle seine vermeintlichen Pläne zur Finanzierung eines Chip-Projekts durch Investoren aus dem Nahen Osten teilte.

Nach Protesten von Altmans alter Führungsmannschaft um Präsident Greg Brockman und Druck durch milliardenschwere Investoren – Kooperationspartner Microsoft kündigte an, Altman als Leiter eines neuen KI-Forschungsteams einzustellen – kehrte der 38-Jährige nur fünf Tage nach seiner Absetzung zu OpenAI zurück. Der Verwaltungsrat setzte sich neu zusammen: Zwei der Mitglieder, die sich für den Rauswurf des CEO starkgemacht hatten, wurden durch neue Direktoren ersetzt.

Milliarden auf dem Spiel

Die Krise drohte damals, zum Zusammenbruch des Start-ups zu führen – Microsoft hätte in der Folge wohl gewaltige Investments abschreiben müssen. Der Software-Riese hat seit 2019 rund 13 Mrd. Dollar in OpenAI gesteckt, sich im Gegenzug de facto eine Beteiligung von 49% an den künftigen Gewinnen des Unternehmens gesichert und seit dem vergangenen Jahr mehrere eigene Produkte mit Technologie der KI-Schmiede aufgerüstet. Der Konzern muss sich aufgrund seiner Investitionen in den Vereinigten Staaten und Europa Untersuchungen von Wettbewerbsbehörden stellen.

Nach den turbulenten Entwicklungen der vergangenen Monate gab es für Microsoft, die auch in die französische OpenAI-Konkurrentin Mistral investiert, zuletzt allerdings erfreuliche Nachrichten im Zusammenhang mit dem Altman-Start-up. Denn dieses hat Mitte Februar eine Tender Offer unter Führung der Venture-Capital-Firma Thrive abgeschlossen, in deren Rahmen Beschäftigte bestehende Mitarbeiteraktien an externe Investoren verkaufen können. Somit muss das Unternehmen keine neuen Anteile ausgeben, um sich frisches Kapital zu beschaffen.

Bewertung verdreifacht

Im Rahmen der Transaktion kommt OpenAI laut Insidern auf eine Bewertung von mindestens 80 Mrd. Dollar, dies bedeutet eine Verdreifachung binnen weniger als zehn Monaten. Damit zählt das Unternehmen laut dem Datendienst CB Insights zu den global wertvollsten Tech-Start-ups und liegt lediglich hinter der chinesischen Tiktok-Mutter Bytedance und Elon Musks Raumfahrtfirma Space X.

Gerade vor dem Hintergrund der Tender Offer erwarten Marktteilnehmer die Ergebnisse der SEC-Untersuchung zu Altmans interner Kommunikation gespannt. Zu den Aufträgen der Behörde zählt es, die Irreführung von Investoren sowohl an den privaten als auch an den öffentlichen Märkten zu verhindern oder über zivilrechtliche Maßnahmen gegen diese vorzugehen. Unter ihrem seit 2021 amtierenden Chef Gary Gensler hat sich die SEC den Anlegerschutz besonders deutlich auf die Fahnen geschrieben.

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