Carrefour-Chef Bompard sieht sich im Plan
Von Gesche Wüpper, ParisFast auf den Tag genau zwei Jahre ist es her, dass Alexandre Bompard bei dem Einzelhandelsgiganten Carrefour das Ruder übernommen hat. Damals wurde er mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht. Er sei der Emmanuel Macron der Unternehmenswelt, urteilte etwa Ökonom Alain Minc. Und doch hatte es der 46-jährige Bompard nicht leicht, als er bei Carrefour antrat. Denn das für den Einzelhandelskonzern angesichts des Vormarschs von Internethändlern wie Amazon ohnehin schwierige Umfeld hat sich seitdem weiter verschlechtert. In Carrefours mit Abstand wichtigstem Heimatmarkt Frankreich sind die in Vororten gelegenen riesigen Hypermarché genannten Supermärkte nicht mehr gefragt. Und die monatelangen Proteste der Gelbwesten haben noch mehr Kunden aus Angst vor Straßensperren und Demonstrationen dazu gebracht, ihre Einkäufe im Internet zu tätigen.Und doch sieht Bompard langsam Licht am Ende des Tunnels. “Wir sind mit unserem Umbauplan 2022 auf dem Weg”, sagt der Absolvent der Kaderschmiede École Nationale d’Administration (ENA), der seine Karriere einst als Finanzinspektor begann. Zwar hat Carrefour im ersten Halbjahr erneut rote Zahlen geschrieben, doch die Verluste sind mit 399 Mill. Euro um mehr als die Hälfte gesunken. Ergebnissprung in BrasilienZu verdanken hat der frühere Chef der Elektronik-und Kulturkaufhauskette Fnac Darty das vor allem einem zweistelligen Ergebnissprung in Brasilien und der Erholung in Frankreich, wo Carrefour erstmals seit drei Jahren wieder das bereinigte operative Ergebnis steigern konnte. Einziger Wermutstropfen sind die Hypermarchés, deren Verkäufe im zweiten Quartal zurückgingen, nachdem sie im ersten stabil geblieben waren. Bompard erklärt das mit Preissenkungen, die dort durchgeführt wurden. Für ihn ist es unerlässlich, die Hypermarchés zurück auf die Erfolgsschiene zu bringen, denn sie machen immerhin ein Viertel des Umsatzes aus und belasten die Ergebnisse nun schon seit Jahren.”Wir sind noch nicht da, wo wir in Frankreich gerne wären”, gibt Bompard denn auch zu. Er will nun weiter in die verschiedenen Supermarktformate investieren, um sie den neuen Konsumgewohnheiten anzupassen und sie attraktiver für Kunden zu machen. Der Anfang 2018 präsentierte Strategieplan des einstigen Chefs des Radiosenders Europe 1 sieht starke Investitionen in die Digitalisierung sowie den starken Ausbau des Internethandels, der Bioprodukte und der Eigenmarken vor. Der im Skiort Megève am Fuße des Mont Blanc aufgewachsene Manager schließt oder verkauft unrentable Geschäfte und streicht massiv Stellen. Er setzt aber auch auf Partnerschaften im Einkauf mit Système U und Tesco. Konsolidierung im BlickIn China allerdings, wo er Anfang 2018 Partnerschaften mit dem Techriesen Tencent und der Supermarktkette Yonghui ankündigte, schmiss er kürzlich das Handtuch und verkaufte 80 % der dortigen Aktivitäten. In Frankreich könnte Bompard nun die Schwierigkeiten seines Rivalen Casino für eine Annäherung nutzen, glauben einige Analysten. Denn der Carrefour-Chef, dessen Frau Charlotte Rechtsberaterin von Premierminister Édouard Philippe ist, erklärte auf der Aktionärsversammlung, dass es in der Einzelhandelsbranche in den nächsten Jahren zu einer Konsolidierung kommen werde. Seine Aufgabe sei, dafür zu sorgen, dass Carrefour dabei zu den Siegern gehöre.