Bundesfinanzministerium

Carsten Pillath wird Finanz-Staats­sekretär

Ein beliebtes Hobby deutschsprachiger EU-Korrespondenten ist es, Rankings der einflussreichsten Deutschen im politischen Brüssel zu erfinden. In diesen Listen tauchen immer wieder andere Namen auf – mal mehr, mal weniger überzeugend. Ein Name ist...

Carsten Pillath wird Finanz-Staats­sekretär

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Ein beliebtes Hobby deutschsprachiger EU-Korrespondenten ist es, Rankings der einflussreichsten Deutschen im politischen Brüssel zu erfinden. In diesen Listen tauchen immer wieder andere Namen auf – mal mehr, mal weniger überzeugend. Ein Name ist jedoch seit Jahren gesetzt – und das völlig zu Recht. Denn Carsten Pillath zählt schon seit langem zu den Deutschen, die maßgeblich in die Entscheidungsprozesse der EU eingebunden sind.

Der promovierte Volkswirt hat 13 Jahre den Posten des Generaldirektors Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit im Generalsekretariat des EU-Ministerrats innegehabt. Das mag dröge klingen, bezeichnet aber eine der Schlüsselpositionen in der EU, wenn es um Finanzmarktregulierung oder Haushaltspolitik geht. Denn in dieser Funktion war der heute 65 Jahre alte Pillath über viele Jahre die rechte Hand des jeweiligen Ecofin-Ratsvorsitzenden oder Eurogruppen-Chefs. Kaum jemand ist in den Jahren nach der Finanzkrise so eng in alle wichtigen Entscheidungsprozesse eingebunden gewesen, kaum jemand ist so gut vernetzt wie Pillath. Er wechselt nun wieder dorthin zurück, wo er seine Karriere einst begann – in das Bundesfinanzministerium, das BMF. Dort wird er Nachfolger von Jörg Kukies als beamteter Staatssekretär für Europa, Internationales und Finanzmarktpolitik – ein cleverer Schachzug von Bundesfinanzminister Christian Lindner, der sich damit nicht nur europapolitische Expertise ins Ministerium holt, sondern auch einen meinungsstarken Staatssekretär, der diplomatisch erfahren und politisch versiert ist.

Die Riege der Staatssekretäre und Staatssekretärinnen im BMF wird ergänzt durch Luise Hölscher. Die habilitierte Steuerexpertin ist am Finanzplatz Frankfurt keine Unbekannte, denn die heute 50 Jahre alte Christdemokratin war drei Jahre lang hessische Finanz-Staats­sekretärin. Für die Haushaltspolitik weiterhin zuständig sein wird der Sozialdemokrat Werner Gatzer. Die Regierungskoordination im Ministerium soll Steffen Saebisch übernehmen, bislang Hauptgeschäftsführer der Friedrich-Naumann-Stiftung.

Nachfolger von Pillath in Brüssel als Generaldirektor im Rat wird übrigens wieder ein Deutscher – einer, der lange im Bundesfinanzministerium gearbeitet hat und zu den engen Beratern von Ex-Finanzminister Wolfgang Schäuble zählte: Thomas Westphal. Der 60-jährige Wirtschaftswissenschaftler war in den vergangenen zwei Jahrzehnten im BMF mit allen Fragen rund um Europa, Haushalt und Finanzen befasst.