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Chef von Stifel streckt Fühler nach dem europäischen Festland aus

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 7.11.2018 Etwas mehr als 20 Jahre ist es her, dass Ronald Kruszewski die Führung von Stifel Financial Corp. übernommen hat. Seither hat der heute 59-jährige Sohn eines Feuerwehrmannes aus South Bend...

Chef von Stifel streckt Fühler nach dem europäischen Festland aus

Von Stefan Paravicini, New YorkEtwas mehr als 20 Jahre ist es her, dass Ronald Kruszewski die Führung von Stifel Financial Corp. übernommen hat. Seither hat der heute 59-jährige Sohn eines Feuerwehrmannes aus South Bend im Bundesstaat Indiana die Gesellschaft mit mehr als zwei Dutzend Übernahmen zu einer der größten Brokerfirmen in den USA ausgebaut, die außerhalb von New York zu Hause sind. Jetzt streckt Kruszewski zum ersten Mal die Fühler nach dem europäischen Festland aus und ist bei Mainfirst in Frankfurt fündig geworden. Mainfirst als Hedge für Brexit Die deutsche Banklizenz der neuen Tochter soll sicherstellen, dass die US-Firma auch nach einem Ausstieg von Großbritannien aus der Europäischen Union (EU) innerhalb der Staatengemeinschaft ihre Services anbieten kann. Bisher stützt sich Stifel für das Geschäft in der EU auf ihre Präsenz in London, die durch die Übernahme von Oriel Securities 2014 und den Kauf von ISM Capital wenige Wochen vor dem Brexit-Entscheid 2016 begründet wurde.Erst Anfang Oktober hat Stifel mit der Übernahme von Rand & Associates aus San Francisco die bisher jüngste Übernahme im Heimatmarkt gemeldet. Die Tochter 1919 Investment Counsel, in deren Namen der Deal abgeschlossen wurde, hatte Stifel erst vor vier Jahren übernommen. Im laufenden Jahr abgeschlossen wurde unter anderem die Übernahme von Ziegler Wealth Management.Im vergangenen Jahr lagen die Erträge der in St. Louis im Bundesstaat Missouri beheimateten Stifel mit knapp 3 Mrd. Dollar im Vergleich zum Jahresabschluss 1997 ungefähr beim 24-Fachen, der Gewinn erreichte mit knapp 175 Mill. Dollar ungefähr das 29-Fache, und die Assets under Management in Höhe von 275 Mrd. Dollar haben sich etwa auf das 80-Fache gesteigert. An der Börse ist die seit 1986 notierte Stifel mit 3,4 Mrd. Dollar mehr als 100-mal so viel wert wie vor 20 Jahren.Das Wachstum macht sich auch für Kruszewski bezahlt, der vor seinem Start bei Stifel als CFO für Robert W. Baird tätig war. Im vergangenen Jahr hat er zwar nur ein Grundgehalt von 200 000 Dollar und damit genauso viel wie 1997 bezogen. Inklusive Boni und langfristigen Vergütungsbestandteilen hat der Manager aber immerhin 13,2 Mill. Dollar verdient. Dank üppiger Aktienpakete in Anerkennung seiner Leistungen gehört Kruszewski mittlerweile zu den größten Stifel-Aktionären.”Strategische Planung ist etwas für Leute, die zu viel Zeit haben. Unser Plan ist es, in einer Position zu sein, in der wir Gelegenheiten wahrnehmen können”, hat Kruszewski einmal die M&A-Strategie zusammengefasst, mit der er sich an der Wall Street einen herausragenden Ruf erarbeitet hat. Nur einmal, als er vor sechs Jahren für knapp 600 Mill. Dollar die kriselnde Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods (KBW) kaufte, äußerten Beobachter Zweifel, und der Board von Stifel begann, sich Sorgen wegen des waghalsigen Tempos zu machen, mit dem Kruszewski als CEO, Chairman und President voranpreschte.2017 hat das Investment Banking mehr als 700 Mill. Dollar zu den Erträgen beigesteuert und um zwei Fünftel zugelegt. Kruszewski hat die Rolle als President 2014 abgegeben, denkt aber nicht ans Aufhören. “Ich bin immer noch CEO und Chairman – bis dass der Tod uns scheide”, erklärte er vor vier Jahren.