Personalkarussell bei der Banco de España

Chefökonom verlässt Banco de España im Streit

Ángel Gavilán geht offenbar wegen Differenzen mit dem Gouverneur der Banco de España, José Luis Escrivá, bezüglich des Jahresberichts.

Chefökonom verlässt Banco de España im Streit

Chefökonom verlässt spanische Notenbank

ths Madrid

Der Leiter der Wirtschaftsabteilung der spanischen Notenbank Ángel Gavilán präsentierte am Dienstag den Jahresbericht vor der Presse, allerdings nicht im großen Auditorium, sondern aus logistischen Gründen in einem kleineren Saal des riesigen Palastes aus dem 19. Jahrhundert im Herzen von Madrid. Auch das Dokument fiel dieses Jahr um einige Seiten dünner aus als gewohnt. Gavilán gab zwei Stunden lang fachkundig mit seiner leisen, monotonen Stimme Auskunft über die aktuelle Wirtschaftslage Spaniens und der Welt.

Am Tag darauf gab die Banco de España überraschend den Abschied ihres Chefökonom der letzten drei Jahre bekannt. Unter Bezug auf diverse Quellen der Notenbank berichteten spanische Medien am Donnerstag einhellig, dass Differenzen zwischen Gavilán und dem Gouverneur José Luis Escrivá eben über den Jahresbericht den Ausschlag gaben. Im Gegensatz zu vergangenen Jahren enthielt die diesjährige Studie kaum konkrete Empfehlungen oder gar Kritik an der Wirtschaftspolitik der Linksregierung.

Besonders auffällig ist, dass das Problem der unvollständigen Reform des Rentensystems gar nicht vorkommt. Escrivá war vor seiner Ernennung zum Notenbankchef als Minister zuständig für die Reform. Im Jahresbericht verweist die Notenbank beim Thema Pensionen lediglich auf Studien der unabhängigen Fiskalaufsichtsbehörde AiRef. Gavilán erklärte, dass die Bank ihre Meinung nicht geändert habe und man im Bericht die Schwerpunkte auf andere Themen und Studien gelegt hätte.

In den Zeiten des Amtsvorgängers, des Gouverneurs Pablo Hernández de Cos, der Gavilán 2022 zum Chefökonomen befördert hatte, gab es immer wieder öffentliche Kritik von Regierungsmitgliedern an Analysen der Banco de España, etwa über die Anhebung des Mindestlohns oder die Arbeitsmarktreform.

Gavilán hat an der Universität Chicago in Volkswirtschaften promoviert. Der 46-Jährige aus Asturien verbrachte den Großteil seines Berufslebens bei der Notenbank. Zwischenzeitlich arbeitete er für die Analyseabteilung der Großbank BBVA.

Obwohl Escrivá ebenfalls auf eine Karriere als Notenbanker zurückblicken konnte, war seine Ernennung zum Gouverneur im September 2024 umstritten, da er direkt von der Regierungsbank des Sozialisten Pedro Sánchez kam. Allerdings hat er seine Unabhängigkeit in der Vergangenheit öfters bewiesen. In der kurzen Amtszeit hat Escrivá die Notenbank reichlich umgekrempelt. Vor Gavilán verließen zwei andere Direktoren die Institution. Die Statistik wurde von der Wirtschaftsabteilung in einen eigenständigen Bereich abgetrennt, was dem Cheökonom offenbar missfiel.

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