Internationaler Währungsfonds

Chefvolkswirtin Gopinath verlässt den IWF

Der Universitätsbetrieb lockt: Gita Gopinath, seit 2019 Chefökonomin beim IWF, wird den Währungsfonds verlassen und an die Elite-Uni Harvard zurückkehren.

Chefvolkswirtin Gopinath verlässt den IWF

det

Gita Gopinath (49), Chefvolkswirtin beim Internationalen Währungsfonds (IWF), wird den IWF verlassen und zu ihrem Lehrstuhl an der Elite-Universität Harvard zurückkehren, von dem die Akademikerin für drei Jahre freigestellt worden war. Im Oktober 2018 wurde die ge­bürtige Inderin, die mittlerweile US-Staatsbürgerin­ ist, vom Währungsfonds zur Nachfolgerin des Nationalökonomen Maurice Obstfeld ernannt. 2019 trat sie ihre neue Position an und profilierte sich später vor allem durch ihre Beiträge während der Coronavirus-Pandemie.

In ihrer Studie „Pandemic Paper“ legte Gopinath weltweite Impfziele fest. Diese bildeten die Grundlage für die Einberufung einer multilateralen Arbeitsgruppe unter Einbindung des Währungsfonds, der Weltbank, der Welthandelsorganisation (WTO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Gruppe kooperiert mit führenden Pharmaherstellern, um Handelsschranken sowie Lieferengpässe zu identifizieren und somit die Verteilung der Vakzine zu beschleunigen.

Doktorvater Bernanke

Geboren wurde die erste Chefökonomin in der Geschichte des IWF in Kalkutta. Nach ihrem Studium in Indien siedelte sie in die USA über und erwarb ihren Master-Abschluss an der University of Washington. Später promovierte sie an der renommierten Universität von Princeton. Gopinaths Doktorarbeit, in der sie sich mit internationalen Kapitalströmen befasste, wurde von dem früheren US-Notenbankvorsitzenden Ben Bernanke sowie dem Nationalökonomen Kenneth Rogoff betreut, der von 2001 bis 2003 selbst Chefvolkswirt beim Währungsfonds war.

Aufgefallen war Gopinath der IWF-Spitze schon einige Jahre vor ihrer Berufung an die Spitze der volkswirtschaftlichen Forschungsabteilung. 2014 hatte der Währungsfonds die Akademikerin auf seine Liste der 25 besten Ökonomen unter 45 Jahren gesetzt. Fünf Jahre später kürte das Magazin „Foreign Policy“ die Volkswirtin zu einem der „Top Global Thinkers“.

Während der Corona-Pandemie war sie auch im Fernsehen ein gefragter Gast und bezeichnete in einem Interview die Rezession vom vergangenen Jahr als den „großen Lockdown“. Veröffentlicht hat sie beim IWF Papiere zu den wirtschaftlichen Folgen der Gesundheitskrise, der unebenen globalen Erholung, dem wachsenden Einkommensgefälle und auch den steigenden Inflationsrisiken. Eingehend befasste sie sich zudem mit den Folgen des Klimawandels.

Beraterin der New Yorker Fed

Vor ihrer Zeit beim Währungsfonds war Gopinath unter anderem als Beraterin bei der Federal Reserve Bank von New York und auch als Gastwissenschaftlerin bei dem Fed-Ableger in Boston tätig. Auch hat sie die indische Regierung bei G20-Konferenzen beraten. Die geschäftsführende IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa lobte Gopinaths „profunde Kenntnisse der Makroökonomie und ihre herausragenden Beiträge zur Arbeit des IWF“. Die Suche nach einem Nachfolger werde in Kürze beginnen, sagte Georgiewa.