Chipdesigner ARM holt Easyjet-Finanzchef
Von Andreas Hippin, LondonDer britische Chipdesigner ARM Holdings hat den Easyjet-Finanzchef Chris Kennedy (51) für sich gewinnen können. Der Cambridge-Absolvent gehört nicht zu den stressempfindlichen Vertretern seiner Zunft. Ihm macht die Chipindustrie mit ihrem aberwitzigen Innovationstempo keine Angst. Er habe schon lange Interesse an der Branche gehabt, sagt Kennedy.Schwache Nerven sind ohnehin nicht sein Problem, sonst hätte er sich von dem Ryanair-Rivalen 2010 nicht von EMI abwerben lassen. Dort hatte er die Schrumpfung des Managements nach dem Buy-out durch Guy Hands (Terra Firma) überlebt und zuletzt als Chief Investment Officer fungiert. Der Umsatz von ARM beläuft sich zwar auf weniger als ein Sechstel des Erlöses seines bisherigen Arbeitgebers, aber dafür ist die Marktkapitalisierung des Technologieunternehmens doppelt so hoch. Anders als EMI oder Easyjet ist der Name ARM Verbrauchern jedoch nicht geläufig.Kennedy folgt auf Tim Score, der nach zwölf Jahren als Finanzchef des Apple-Zulieferers sein Amt am 1. Mai niederlegt. Score hatte dafür gesorgt, dass aus einem Unternehmen, das nur für ein Quartal im Voraus plante, eine Firma wurde, deren Horizont auf mehrere Jahre angelegt ist.ARM baut keine Chips, sondern überlässt dies Lizenznehmern wie Qualcomm, die für das Design Gebühren zahlen. Die Technologie der FTSE 100-Gesellschaft ist in fast jedem Smartphone zu finden. Der Zulieferer profitiert vom Erfolg des iPhone 6. ARM hatte auf den schnellen Aufbau von 4G-Mobilfunknetzen gehofft, die schnellere Datenübertragung ermöglichen. Das hätte die Nachfrage nach leistungsfähigeren Smartphones angetrieben. Nun muss sie mit geringerem Wachstum der Gebühren klarkommen, die sie von Lizenznehmern erhält.Simon Segars strich bei der Begrüßung Kennedys, der kurz zuvor seinen 51. Geburtstag gefeiert hatte, dessen Erfahrung beim Aufbau weltweit erfolgreicher Geschäfte heraus. Offenbar war die Tinte auf dem Vertrag noch nicht trocken, denn ein Antrittsdatum konnte das Unternehmen noch nicht nennen. Kennedy komme, wenn er seine Verpflichtungen gegenüber Easyjet erfüllt habe, heißt es in einer Pflichtveröffentlichung. Dem Billigflieger zufolge beläuft sich Kennedys Kündigungsfrist auf ein Jahr. Er werde so lange bleiben, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden sei. Mit der Suche werde umgehend begonnen. Ingenieur und PrüferDer gelernte Ingenieur war im Laufe seiner Karriere in Wirtschaftsprüfung und Beratung tätig, aber auch als Risikokapitalgeber und Banker unterwegs. 1993 kam er zu EMI Music, wo er sowohl Funktionen in Europa als auch in den Vereinigten Staaten innehatte. Bei Easyjet sorgte er für finanzielle Disziplin. Er setzte nicht auf große Einsparziele, sondern gab die Parole aus, dass die Kosten nicht im selben Maße steigen dürften wie der allgemeine Preisauftrieb. Auch eine starke Bilanz gehörte zu seinen Anliegen, um im Falle einer Krise länger durchzuhalten als die Wettbewerber.CEO Carolyn McCall, die am gleichen Tag bei Easyjet anfing wie Kennedy, bedauerte sein Ausscheiden. Er habe ein starkes Finanz- und Beschaffungsteam aufgebaut und lasse die Fluggesellschaft in “exzellenter finanzieller Gesundheit” zurück. Die Bilanz sei die stärkste in der europäischen Luftfahrtbranche.