Ende der Doppelspitze

Co-Haupt­geschäftsführer Krautscheid verlässt BdB

Nach dem Amtsantritt der Berliner Ampel-Koalition richtet sich der Bankenverband politisch neu aus. Co-Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid kostet dies den Job.

Co-Haupt­geschäftsführer Krautscheid verlässt BdB

bn

Paukenschlag beim Bankenverband: Co-Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid verlässt den Bundesverband deutscher Banken (BdB) nach elf Jahren, wie Bankenpräsident Christian Sewing am Freitagvormittag den dort Beschäftigten zunächst intern mitgeteilt hat. Kurz darauf wurde die Personalie offiziell: Ab Februar wird Co-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig den Verband allein führen. Im BdB erklärt man das Ende der Anfang 2018 installierten Doppelspitze nach vier Jahren mit einem Bemühen um mehr Effizienz, aber auch mit einer politischen Neupositionierung. Bankenpräsident Sewing macht keinen Hehl daraus, dass er die Abstimmung mit nur einem Hauptgeschäftsführer einem Duo vorzieht.

„Schlanker führen“

„Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Christian Ossig“, wird der Deutsche-Bank-Chef in einer Mitteilung zitiert: „Mit einem Geschäftsführer können wir den Verband schlanker führen. Gemeinsam mit seinem Führungsteam sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird er den erfolgreichen Weg des Bankenverbands fortsetzen.“

Der entsprechende Beschluss des Vorstands fiel auch vor dem Hintergrund des Kostendrucks, unter dem alle Mitglieder im Verband stehen, wie es in der Berliner Lobby-Organisation heißt. Den Angaben zufolge hatte der Vorstand das Ergebnis der Bundestagswahl zum Anlass genommen, die Struktur der Organisation zu überprüfen. Der 60-Jährige Krautscheid hatte da schlechte Karten. Schließlich dürfte der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete und Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien in Nordrhein-Westfalen vor allem im Lager der heutigen Opposition in Berlin und weniger in der Ampel-Koalition verdrahtet sein. In der Doppelspitze des BdB kümmert sich Krautscheid vor allem um die Politik, während Ossig für kreditwirtschaftliche Themen zuständig ist und jüngst etwa die Restrukturierung der Einlagensicherung und des Prüfungsverbands des BdB infolge der Greensill-Pleite verantwortet hat.

Wie der Verband mitteilt, ist im Zuge von Krautscheids Abschied für Februar zugleich eine „Neuaufstellung des Verbands“ geplant. Ergebnisse dürften eher Mitte als gegen Ende Februar vorliegen. Zum Inhalt war vor dem Wochenende konkret zunächst nichts zu erfahren. Angesichts des Bemühens um Effizienz sei es durchaus vorstellbar, dass Ossig auf ein kleineres Führungsteam setze, hieß es.

Neuerliche Reform

Mit der Personalie setzt sich die Reihe der Reformen in dem Verband fort. Erst per März vorvergangenen Jahres hatte der BdB seine zuvor zehn Geschäftsfelder in 29 Teams aufgelöst, um die Effizienz zu erhöhen und Hierarchien flacher zu gestalten.

Krautscheid erklärte am Freitag: „Die mehr als ein Jahrzehnt währende Tätigkeit im Bankenverband war immer ein Spiegel der Entwicklung der gesamten Branche, von den Auswirkungen der Finanzkrise mit umfangreicher nationaler und europäischer Regulierung über die Digitalisierung, mit der Aufnahme von Fintechs in den Verband, bis zur jetzigen Aufgabe der Banken bei der Finanzierung einer nachhaltigen Wirtschaft. Das waren herausfordernde und spannende Jahre, in denen ich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerne und erfolgreich zusammengearbeitet habe.“ Sewing sagte: „Andreas Krautscheid war ein hoch angesehener Vertreter der privaten Banken, insbesondere gegenüber der Politik, der Verwaltung und den Verbänden.“ Er habe für den Bankenverband „sehr viel geleistet und erreicht. Dafür gebührt ihm unser großer Dank und wir wünschen ihm alles Gute.“

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