Corestate-Chef Bütter muss Knall auf Fall gehen
Von Walther Becker, FrankfurtCorestate Capital sucht einen neuen CEO: Die Zusammenarbeit mit Vorstandschef Dr. Michael Bütter wurde kurz vor Jahresschluss 2018 von jetzt auf gleich beendet. Investoren reagierten am Mittwoch verunsichert: Die Aktie des Immobilieninvestors brach in der Spitze um 7,2 % ein und notierte auf dem niedrigsten Stand seit Ende März 2017.Der im Prime Standard notierte und im SDax enthaltene Investmentmanager und Co-Investor von Immobilien mit einem verwalteten Vermögen von 25 Mrd. Euro und dem rechtlichen Sitz in Luxemburg gibt lediglich an, den Anstellungsvertrag zum Jahresende aufgehoben zu haben. Wie in der Branche zu hören ist, werden dem Juristen persönliche Verfehlungen angelastet, die dem Aufsichtsrat als nicht mehr tolerierbar erschienen. Der finanzielle Schaden soll allerdings vernachlässigbar sein. Bütter werde der Vertrag nicht vollständig erfüllt, heißt es.Corestate betont, dass die Trennung nicht in Zusammenhang mit der operativen Entwicklung oder der strategischen Ausrichtung des 2006 von Thomas Landschreiber und Ralph Winter gegründeten und seit 2016 gelisteten Unternehmens stehe. Die im November 2018 erhöhte Prognose und die Dividendenindikation für das gerade abgelaufene Jahr bestünden unverändert.Die Führungsaufgaben werden nun bis auf weiteres von den beiden Vorständen Lars Schnidrig und Landschreiber erfüllt. Schnidrig übernimmt interimistisch die Funktion des Vorsitzenden. Der Finanzchef war früher im Investment Banking der HVB und anderen Banken tätig und wechselte 2008 zur heutigen Vonovia, wo er Finanzen und Treasury leitete.Dem Corestate-Aufsichtsrat sitzt der Anwalt Micha Blattmann seit September 2015 vor. Senior Advisor ist der frühere Bundespräsident Christian Wulff. Großaktionäre sind Winter (17,8 %) sowie Norbert und Sandra Ketterer mit zusammen 18,6 %. Der Streubesitz liegt bei 64 %. Nur acht Monate im AmtBütter wurde erst zum 1. Mai 2018 als Nachfolger von Sascha Wilhelm, der “im gemeinsamen besten Einvernehmen” das Unternehmen verließ, CEO von Corestate. Bütter, der über 18 Jahre Erfahrung in der Immobilien- und Private-Equity-Branche verfügt, war für Corestate seit 2016 als Mitglied des Senior Advisory Circle tätig. Bevor er mit 47 Jahren in den Vorstand rückte, war er Geschäftsführer von Immobilienscout und Mitglied des erweiterten Vorstands von Scout24. Zu seinen früheren Stationen gehören Ferrostaal, wo er im Vorstand für den Exit des Finanzinvestors arbeitete, sowie der Executive Board der Deutschen Annington (heute Vonovia). Davor war er sieben Jahre Partner der Kanzlei Hogan Lovells. Bütter gehört dem Aufsichtsrat von TLG Immobilien (bestellt bis zur Hauptversammlung 2019) und dem Verwaltungsrat von Ado Properties in Berlin an. Er werde sich dafür einsetzen, die Produkt- und die Investorenbasis von Corestate zu erweitern, ließ sich Bütter anlässlich seines Wechsels 2018 zitieren. Ziel sei, den Rivalen von Patrizia zum führenden Immobilieninvestmentmanager zu machen, sagte er damals.Corestate investiert in der Regel selbst über “Alignment Capital” in ihre Produktangebote. Im Konzern biete man Investment-, Fonds-, Asset-, Property und Facility Management an. Der Kundenstamm besteht aus vermögenden Privatinvestoren und Family Offices sowie institutionellen Anlegern. Corestate hatte von der Helaba und dem Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen 2017 die Hannover Leasing übernommen.Die im November von Bütter erhöhte Prognose zielt auf aggregierte Umsatzerlöse von 270 Mill. bis 280 Mill. Euro, ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 160 Mill. bis 170 Mill. sowie ein bereinigtes Konzernergebnis von 125 Mill. bis 135 Mill. Euro. Als Dividendenvorschlag sind 2,50 Euro je Aktie “angedacht”.