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Daimler wird wie Google bei Darpa fündig

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 30.3.2019 Der Autobauer Daimler macht es bei der Entwicklung von Technologie für autonome Fahrzeuge wie zuvor schon der US-Internetkonzern Google, der Fahrdienstvermittler Uber oder Konkurrenten wie...

Daimler wird wie Google bei Darpa fündig

Von Stefan Paravicini, New YorkDer Autobauer Daimler macht es bei der Entwicklung von Technologie für autonome Fahrzeuge wie zuvor schon der US-Internetkonzern Google, der Fahrdienstvermittler Uber oder Konkurrenten wie Ford und General Motors. Denn durch den Erwerb eines Mehrheitsanteils an dem Start-up Torc durch die US-Tochter Daimler Trucks sichern sich die Stuttgarter mit Firmengründer Michael Fleming und seinem Team die Talente eines Finalisten der in dieser Szene legendären “Urban Challenge” der Defense Advanced Research Projects Agency (Darpa). Wettfahrt mit RoboterwagenVor zwölf Jahren hatte Darpa, eine Art Zukunftslabor des US-Verteidigungsministeriums, zum dritten Mal eine Wettfahrt für selbstgesteuerte Autos ausgeschrieben. Doch anders als in den Jahren zuvor mussten sich die Roboterautos erstmals im urbanen Straßenverkehr bewähren. Insgesamt 89 Forscherteams meldeten sich zu dem Rennen an. Sechs Teams schafften die gesamte Strecke und drei Fahrzeuge blieben unter der Richtzeit von sechs Stunden.Das Team der Carnegie-Mellon- Universität, deren Roboterwagen sich mit etwas mehr als 22 Stundenkilometern durch den fast 100 Kilometer langen Parcours bewegte, hatte die Nase vorn. Ein gewisser Chris Urmson, der damals als Assistenzprofessor an der Universität forschte, war für die Entwicklung der Technologie verantwortlich. Knapp 20 Minuten später ging das Auto des Stanford Artificial Intelligence Laboratory durchs Ziel, das vom deutschen Informatiker Sebastian Thrun geleitet wurde. Platz 3 belegten die Forscher der Virginia Tech, deren Fahrzeug etwas mehr als viereinhalb Stunden für die Strecke benötigte, wobei die Software ihres autonom gesteuerten Wagens von einem Start-up stammte, das Absolventen der Universität zwei Jahre zuvor gegründet hatten.Einer der Gründer des Nachwuchsunternehmens war Michael Fleming, der als Mitglied des Teams von Virginia Tech bereits bei der ersten Darpa-Wettfahrt 2004 teilgenommen hatte. “Wir waren fürchterlich”, sagt der Torc-Chef heute. Doch schon bei der zweiten Challenge ein Jahr später belegte die Universität mit ihren Roboterautos Spitzenplätze, und im Team wurde die Idee entwickelt, die gesammelten Erfahrungen in ein Unternehmen einzubringen, das die Technologie für die kommerzielle Nutzung weiterentwickeln sollte.Bei der dritten Darpa-Fahrt, der “Urban Challenge” im Jahr 2007, ging das Team unter dem Namen “Victor Tango” mit den Initialen von Virginia Tech und Torc an den Start. Geteilt wurden auch die Fördermittel in Höhe von 1 Mill. Dollar, die Darpa an insgesamt elf Teilnehmer des Roboterautorennens vergab.Sebastian Thrun von der Stanford- Universität, die 2007 als zweite durchs Ziel ging, wurde kurz darauf von Google abgeworben und war in den folgenden Jahren der führende Kopf hinter der Entwicklung von Google Earth sowie hinter der Entwicklung des Roboterautos von Google. Die Verantwortung für dieses Projekt hat er 2013 an Chris Urmson abgegeben, der bei der Urban Challenge zwölf Jahre zuvor als Sieger durchs Ziel gegangen war und mittlerweile sein eigenes Unternehmen Aurora Innovation gegründet hatte, bei dem sich im Februar der Online-Händler Amazon zu einer Bewertung von 2,5 Mrd. Dollar beteiligt hat.Der Autobauer Ford hat sich 2017 für 1 Mrd. Dollar die Mehrheitsanteile von Argo AI gesichert, deren Gründer Bryan Salesky 2007 ebenfalls im Team der Carnegie-Mellon-Universität dabei war. Demnächst könnte auch Volkswagen bei Argo einsteigen. General Motors hat 2016 das Start-up Cruise gekauft, das unter anderem von Kyle Vogt gegründet wurde, der 2007 mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) immerhin auf Platz 4 fuhr. Der Fahrdienstvermittler Uber hat 2015 ein ganzes Forschungsteam der Carnegie-Mellon-Universität abgeworben, um auf dem Gebiet des autonomen Fahrens voranzukommen.Daimler setzt jetzt auf das Team von Torc, das seine Technologie in den vergangenen Jahren unter anderem für Caterpillar und das US-Militär zum Einsatz gebracht hat. 2015 wurde das Start-up laut US-Medien von Apple beauftragt, Fahrzeuge mit Sensoren auszustatten. Im Sommer 2017 sorgte die Firma mit einer weitgehend autonom gesteuerten Fahrt vom Firmensitz in Blacksburg, Virginia, bis zum Pazifik für Aufsehen.