Dassault-Chef fordert starkes Europa
wü – Die Entscheidung seines Verbandes sei vollkommen klar, sagt er: “Wir haben uns entschieden, europäisch zu wählen.” Bei der Vorstellung der Jahresbilanz des Verbandes der französischen Luft- und Raumfahrtindustrie Gifas (Groupement des Industries Françaises Aéronautiques et Spatiales) betonte Éric Trappier immer wieder, wie wichtig die europäische Zusammenarbeit für die Branche sei. Der 58-Jährige ist seit 2013 Chef des Flugzeugbauers Dassault Aviation und seit bald zwei Jahren auch Vorsitzender des französischen Branchenverbandes. Die Luft- und Raumfahrtindustrie ist mit einem Umsatz von zuletzt 65,4 Mrd. Euro einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Frankreichs.Doch im Exportgeschäft, das immerhin 85 % des konsolidierten Umsatzes ausmacht, wird die Konkurrenz immer stärker. Die Branche stehe deshalb unter Druck, erklärt Trappier. “Wir haben es mit den Vereinigten Staaten zu tun, einem Land, das seine Luft- und Raumfahrtindustrie extrem stark unterstützt und kolossale Summen investiert, vor allem im Bereich Raumfahrt.”Um die Zukunft vorzubereiten, müssten die Europäer sich zusammen engagieren, fordert der Telekomingenieur, der auch dem Verband der europäischen Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie ASD-STAN vorsteht. Denn in Zukunft werde auch China in der Raumfahrt mitmischen. “Wenn die Chinesen erstmal da sind, wird es noch schwieriger werden”, meint er. Deshalb müsse Europa geschlossen zusammenstehen.Das gilt auch für den Verteidigungsbereich. “Selbst mit dem Binnenmarkt brauchen wir den Exportmarkt”, sagt der Dassault-Chef, der seinen Militärdienst einst in der Marine absolvierte. Angesichts der Konkurrenz sei eine Präferenz für europäische Produkte die einzige Option. Gleichzeitig stelle sich jedoch bei dem künftigen Luftverteidigungssystem FCAS (Future Combat Air System), das Deutschland und Frankreich gemeinsam entwickeln, irgendwann die Frage nach den Exportbestimmungen. Die Bundesrepublik hat mit den offenbar inzwischen wieder aufgehobenen Ausfuhrverboten für europäische Gemeinschaftsprojekte in Frankreich für Irritationen gesorgt.”Wir müssen die Exportregeln harmonisieren”, fordert Trappier. Er plädiert deshalb für eine Überarbeitung des Schmidt-Debré-Abkommens aus dem Jahr 1972. Darin hatten sich Frankreich und Deutschland verpflichtet, den anderen nicht an Exporten von gemeinsam entwickelten Verteidigungsprodukten zu hindern. Der gerade ausgeschiedene Airbus-Chef Tom Enders hatte kürzlich das Verhalten der Bundesregierung in dieser Frage kritisiert. “Ich bin ernsthaft besorgt, dass sich Deutschland isolieren wird”, mahnte er.Gifas-Chef Trappier appellierte nun auch an Europa, der europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA mehr Gewicht einzuräumen und sie nicht einfach als eine Agentur unter vielen zu betrachten. “In Europa müssen wir verstehen, dass es Konkurrenz gibt und die USA ihr Gewicht nutzen.” Europa müsse deshalb versuchen, in diesem Bereich ebenfalls wichtige Entscheidungen mit zu beeinflussen.