Vorstandsvergütung

Dax-Konzerne zahlen stolze Abschiedsgeschenke

Überraschende Revirements in der Führungsriege können Unternehmen teuer zu stehen kommen. Aber auch geordnete Stabwechsel im Vorstand kosten Geld.

Dax-Konzerne zahlen stolze Abschiedsgeschenke

Dax-Konzerne zahlen stolze Abschiedsgeschenke

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Für mehr oder weniger überraschende Vorstandswechsel haben Unternehmen 2023 tief in die Tasche gegriffen. Eine imposante Summe von 12,8 Mill. Euro streicht zum Beispiel der ehemalige VW-Chef Herbert Diess ein, der sich im Sommer 2022 aus dem Automobilkonzern verabschiedete. Er bekommt indes keine übliche Abfindung als Einmalzahlung, sein Vertrag wird noch für zwei Jahre ausbezahlt. Das bringt ihm nach Angaben im VW-Vergütungsbericht für 2023 eine Summe von 12,8 Mill. Euro ein – mehr als der Manager in seinem letzten aktiven Jahr verdient hatte.

Für Diess wirkt sich aus, dass er aktienbasierte Elemente aus dem Performance-Share-Plan der Jahre 2020 bis 2022 ausüben konnte, was gut 4 Mill. Euro ausmacht. Der Einjahresbonus für den Ex-Chef liegt mit 4,6 Mill. Euro allerdings noch darüber.

Diess sticht den Nachfolger aus

Insgesamt verdient Diess damit 2023 mehr als sein Nachfolger Oliver Blume, der mit 9,7 Mill. Euro auch weit oben im Ranking liegt. Spitzenverdiener im Dax ist nach bisher vorliegenden Veröffentlichungen Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius mit 12,7 Mill. Euro, gefolgt von Deutsche-Börse-CEO Theodor Weimer mit 10,6 Mill. Euro. Weit oben liegt auch das Salär von Telekom-Lenker Tim Höttges, das einschließlich Zuweisungen zur Altersvorsorge 9 Mill. Euro erreicht.

Auch im Chemiekonzern BASF ist eine ausgeschiedene Managerin 2023 die Top-Verdienerin. Saori Dubourg, die den Konzern dem Vernehmen nach Ende Februar 2023 verlassen hat, weil sie die expansive China-Strategie nicht mehr mittragen wollte, erhält für die Restlaufzeit ihres Vertrags eine Abfindung von 7,5 Mill. Euro. Einschließlich des Gehalts für zwei Monate und langfristiger variabler Vergütung streicht die Managerin 9,15 Mill. Euro ein. Dubourg ist seit 1. März 2024 Vorstandsvorsitzende des österreichischen Kunststoffherstellers Greiner.

Den goldenen Handschlag erhielt auch der langjährige SAP-Finanzchef Luka Mucic, der als CFO von Vodafone einen neuen Job gefunden hat. Mucic hatte sich mit dem Aufsichtsrat „einvernehmlich“ darauf verständigt, sein Anstellungsverhältnis bei SAP zum 31. März 2023 zu beenden. Er wurde mit 9,6 Mill. Euro für die Restlaufzeit seiner ursprünglichen Bestellung bis Ende März 2026 abgefunden.

Einen glänzenden Schlussstrich zieht der langjährige Post-Chef Frank Appel, der sich zum Abschied aus dem Logistikkonzern das für seine Altersversorgung geschnürte Paket auszahlen ließ, was ihm 32,7 Mill. Euro bescherte. Dazu kam für die letzten Monate seiner aktiven Zeit im Logistikkonzern eine Vergütung von 5,8 Mill. Euro, womit er besser dasteht als sein am 4. Mai angetretener Nachfolger Tobias Meyer, der 2023 nach Angaben des Unternehmens rund 4,5 Mill. Euro verdiente.

Jahre später

Dass Manager auch Jahre nach ihrem Ausscheiden noch von ihrer ehemaligen Anstellung profitieren können, zeigt sich nicht nur in Ruhegeldzahlungen, sondern vielerorts in den als Long-Term Incentive (LTI) gewährten Vergütungsteilen. So hat der ehemalige Merck-Chef Stefan Oschmann 2023 aus LTI-Tranchen der Jahre 2020 bis 2022 rund 2,2 Mill. Euro erzielt, so dass für ihn einschließlich Karenzentschädigung von 1,1 Mill. Euro und Ruhegehalt 4,0 Mill. Euro gezeigt werden. Der ehemalige Mercedes-CEO Dieter Zetsche strich laut Vergütungsbericht 2023 Zahlungen aus dem Performance Phantom Share Plan des Automobilkonzerns in Höhe von 6 Mill. Euro ein. Joe Kaeser, bis Februar 2021 Siemens-Chef, holte aus 2019 zugeteilten Stock Awards 3,3 Mill. Euro, der heutige Fresenius-Chef Michael Sen, bis Ende März 2020 im Siemens-Vorstand, gut 2 Mill. Euro.

Den CEO-Wechsel hat auch Bayer im vergangenen Jahr vollzogen. Werner Baumann streicht zum Abschied für fünf Monate operative Tätigkeit 1,3 Mill. Euro ein und wird für die Abgeltung der Restlaufzeit seines Dienstvertrags mit 2,2 Mill. entschädigt. Der Barwert seiner Pensionsverpflichtungen beläuft sich zum Jahresende 2023 auf 21,4 Mill. Euro.

Sprachkurs für die Gattin

Der neue Bayer-Chef Bill Anderson ist am 1. April in den Vorstand des Dax-Konzerns eingetreten und hat für die erste noch nicht ganzjährige Amtszeit 6,5 Mill. Euro vergütet bekommen. Mehr als die Hälfte des Salärs des Amerikaners entfällt dabei auf eine einmalige Ausgleichszahlung von 3,8 Mill. Euro für entgangene Ansprüche bei seinem vorherigen Arbeitgeber Roche. Darüber hinaus erhielt der neue Bayer-CEO laut Vergütungsbericht die „üblichen Nebenleistungen“ sowie „die Kosten für ein deutsches Sprachtraining der Ehepartnerin“.

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