COO strebt keine Vertragsverlängerung an

Der Commerzbank-Vorstand bleibt in Bewegung

Die Commerzbank kommt aus der Vorstandssuche nicht raus. Nach nicht einmal drei Jahren streicht der für IT und Operations zuständige Jörg Oliveri del Castillo-Schulz die Segel.

Der Commerzbank-Vorstand bleibt in Bewegung

Der Commerzbank-Vorstand bleibt in Bewegung

Chief Operating Officer Oliveri del Castillo-Schulz verlängert seinen Vertrag nicht – Vorstandschef Manfred Knof mauert

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Die Fluktuation im Commerzbank-Vorstand bleibt hoch. Wie am Donnerstag am Rande der Bilanzpressekonferenz bekannt wurde, verliert das Institut mit Jörg Oliveri del Castillo-Schulz schon wieder einen Top-Manager.

Anlässlich der am Vortag stattfindenden Aufsichtsratssitzung hatte der für die IT-Architektur zuständige Vorstand dem Gremium mitgeteilt, dass er seinen Vertrag nicht zu verlängern gedenkt. Zum 1. Oktober muss die Commerzbank einen Nachfolger finden.

Erst zwei Jahre im Amt

Angetreten ist der Pfälzer mit dem langen italienisch-deutschen Nachnamen erst vor zwei Jahren als Nachfolger von Jörg Hessenmüller, der über die gescheiterte Auslagerung des Wertpapierabwicklungsgeschäfts an die HSBC gestolpert war. Eigentlich werden neue Commerzbank-Vorstände in der Regel mit Dreijahresverträgen ausgestattet. Doch Oliveri del Castillo-Schulz trat nach Angaben der Bank in den damals verlängerten Vertrag des Vorgängers ein, so dass er keine reguläre Amtszeit vollmachen wird.

Kein Rückhalt im Team

Als Grund für seinen Rückzug wird kolportiert, dass es ihm an Rückhalt im eigenen Team fehlte. Verwundern würde es nicht. Nicht wenige innerhalb der Bank empfanden es als hochgradig ungerecht, dass Hessenmüller wegen eines Projekts gehen musste, das ursprünglich sein Vorgänger Frank Annuscheit eingefädelt hatte. Zumal die Rolle rückwärts bei der Auslagerung der Wertpapierabwicklung wohl weniger den technischen Problemen bei der Umsetzung geschuldet war, als es zunächst den Anschein hatte.

Tatsächlich handelte es sich bei dem Beschluss, das Geschäft doch wieder ins Haus zu holen, vielmehr um eine strategische Entscheidung. Der Hintergrund war, dass das Wertpapiergeschäft in der nicht enden wollenden Niedrigzinsphase stärker an Volumen und Attraktivität gewann, als es das alte Top-Management vorhergesehen hatte.

Nicht jedem in seinem Ressort geschmeckt haben dürfte auch der Vorsatz, mit dem Oliveri del Castillo-Schulz angetreten ist. Der 63-Jährige wollte die Schlagzahl reduzieren, mit der die neuen, dank agiler Arbeitsweise sehr kreativen Teams der "Delivery Organisation" neue Projekte auf die Rampe brachten. "Stop starting, start finishing – das muss jetzt unser Credo sein", sagte er damals der Börsen-Zeitung.

Spielverderber-Image

Manchem der IT-Experten der Commerzbank, die sich gerade im Aufbruch in die Zukunft wähnten, mag er wie ein Spielverderber vorgekommen sein. Der typische Unternehmensberater, der die Kreativität der Entwickler mit dem betriebswirtschaftlichen Rechenschieber maß und einigen schönen Projekten den Stecker zog. Was bei den Investoren gut ankommt, funktioniert in der Regel intern weniger gut.

Wie die Commerzbank auf Anfrage mitteilt, hat der Aufsichtsrat bereits ein Nachbesetzungsverfahren angestoßen. Es handele sich um einen geordneten Prozess, bei dem interne wie externe Kandidaten begutachtet werden. Wie ein Sprecher betonte, strebt die Bank gerade ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Top-Management an.

Am liebsten eine Nachfolgerin

Sofern auffindbar, hätte eine geeignete Managerin daher wohl gegenüber männlichen Konkurrenten die besseren Chancen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht unwahrscheinlich, dass eine externe Kandidatin das Rennen macht. Die Bank, die sich einst rühmte, ihre Vorstandschefs stets aus den eigenen Reihen zu stellen, ist zur Stammkundin von Headhuntern geworden.

Knof mauert noch

Angesprochen wurde in der Aufsichtsratssitzung dem Vernehmen nach auch eine mögliche Verlängerung des 2025 auslaufenden Vertrags von Vorstandschef Manfred Knof. Schon eine Weile kursieren Gerüchte, dass der als Sanierer angetretene Manager über einen Rückzug nachdenkt. Mit Blick auf die vielen Wechsel an der Spitze wäre eine vorzeitige Verlängerung des CEO-Vertrags sicher kein schlechtes Signal gewesen, gerade angesichts des historisch guten Ergebnisses.

Doch Knof ließ sich mit Blick auf seine Zukunftspläne nicht in die Karten schauen, weder von der Presse noch von seinem Aufsichtsrat. Immerhin stünde im Falle seines Rückzugs in Person von Finanzvorständin Bettina Orlopp eine interne Nachfolgerin parat. Schon vor der Berufung Knofs wurde sie als mögliche Kandidatin für den Chefposten gehandelt. Mit ihrer Beförderung zur Stellvertreterin hat der Aufsichtsrat bereits angedeutet, dass er sie im Falle einer neuerlichen Rochade wohl eher nicht noch einmal übergehen wird.

Auffallend viele Österreicher

Die Lücken im Vorstand wurden zuletzt auffallend oft mit Managern aus Österreich geschlossen. Neben dem zu Jahresbeginn angetretenen Risikovorstand Bernhard Spalt und dem Privatkundenvorstand Thomas Schaufler (Amtsantritt im Dezember 2021) stammt auch Personalchefin Sabine Mlnarsky (Januar 2023) aus dem Alpenland.

Manfred Knof, CEO der Commerzbank, und seine Stellvertreterin, CFO Bettina Orlopp. Für den Fall eines Rückzugs Knofs könnte ihm Orlopp nachfolgen. Vorstand Jörg Oliveri del Castillo-Schulz (links) verlängert seinen Vertrag nicht.