CEO-Wechsel

Der neue Lonza-Chef kommt vom Wettbewerber aus der Nachbarschaft

Lonza hat einen neuen CEO. Sechs Monate nach der Entlassung von Pierre-Alain Ruffieux gibt der Pharmazulieferer die Ernennung von Wolfgang Wienand bekannt.

Der neue Lonza-Chef kommt vom Wettbewerber aus der Nachbarschaft

Lonza holt den Chef vom Nachbarn

dz Zürich

Die Basler Lonza und die 30 Kilometer rheinaufwärts domizilierte Schweizer Siegfried Gruppe sind als Zulieferer und Lohnhersteller für die Pharmaindustrie im gleichen Geschäft tätig. Dementsprechend weisen die beiden Unternehmen eine ähnliche Entwicklung auf.

Hüben wie drüben profitiert man vom Trend, die Herstellung von Medikamenten von deren Entwicklung und Erforschung zu trennen. Während Lonza ihren Umsatz seit 2019 um 14% auf 6,7 Mrd. sfr (2023) zu steigern wusste, legte die deutlich kleinere Siegfried sogar um mehr als 50% auf 1,3 Mrd. sfr zu.

Von Corona-Pandemie profitiert

Beide Firmen profitierten während der Pandemie vom sprunghaften Anstieg der Impfstoffnachfrage. Lonza profilierte sich als Hersteller des Moderna-Serums, Siegfried füllte in seinem Produktionswerk in Deutschland den Impfstoff von Biontech ab. Die Investoren feierten diese Erfolge tüchtig. Im Sommer 2021 erreichten die Aktien beider Firmen ein Allzeithoch.

Das Ende der Großaufträge war eine Zäsur. Für die Lonza-Aktionäre fiel diese aber ungleich schärfer aus. Die Basler schockierten ihre Eigentümer 2023 gleich zweimal mit Korrekturen der eigenen Wachstumsprognosen, so dass der Aktienkurs im Oktober ein zyklisches Tief von unter 320 sfr erreichte – 60% unter dem Niveau von 2021.

Bei Siegfried kam der Kater früher, verflog schneller und vor allem fiel er weniger heftig aus. Das Kurstief von 580 sfr im Juni 2022 lag 40% unter dem zwölf Monate zuvor erreichten Hoch. Während die Siegfried-Aktien Anfang März dieses Jahres das damalige Allzeithoch kurzzeitig schon wieder übertreffen konnten, bewegen sich die Lonza-Titel immer noch rund 30% darunter. Derzeit ist Lonza an der Börse umgerechnet 40 Mrd. Euro schwer, Siegfried bringt es auf knapp 4 Mrd. Euro.

Erwartungssteuerung

Offensichtlich hat Siegfried die Erwartungen der Anleger besser gesteuert als der große Nachbar. Das dürfte mithin auch ein Motiv gewesen sein, dass Lonza den Siegfried-Chef Wolfgang Wienand nun zum neuen CEO auserkoren hat.

Der 52-jährige Chemiker, der 2010 von Evonik zu Siegfried gestoßen war, um dort die Karriereleiter vom Forschungschef über den Strategiechef bis hin zum CEO hochzusteigen, erinnerte sich vor einem Jahr so an die Corona-Zeit: „Wir hatten uns von Anfang an klargemacht: Wir lassen uns trotz diesem wichtigen Auftrag, der in jeglicher Hinsicht für uns positiv war, sowohl geschäftlich als auch für unsere Reputation, nicht von unserem restlichen Geschäft ablenken.“

Das war vielleicht der Fehler, der den letzten Lonza-Chef Pierre-Alain Ruffieux im September den Job gekostet und den 71-jährigen Verwaltungsratspräsidenten Albert Baehny zum Comeback als CEO gezwungen hat. Nun kann sich Baehny nach sieben intensiven Jahren bei Lonza doch noch mit dem Ruhestand befassen. Im Mai übergibt er das Präsidium an Ex-Heineken-Chairman Jean-Marc Huët, und gegen Ende des Sommers wird er nach einer „Übergangsperiode“ auch Wienands Händchen loslassen können.

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