Der steile Aufstieg von Tether-Chairman Giancarlo Devasini
Der steile Aufstieg von Tether-Chairman Giancarlo Devasini
Unbekannter Superreicher aus Italien
Der steile Aufstieg des Tether-Gründers
Mit Stablecoins zum Superreichtum
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Giancarlo Devasini (61) ist dabei, einer der reichsten Menschen der Welt zu werden. Mit einem Vermögen von fast 250 Mrd. Dollar könnte er bald hinter Elon Musk, Larry Ellison, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos stehen. Voraussetzung ist, dass Tether, der weltweit größte Emittent von Dollar-Stablecoins, die angekündigte Kapitalerhöhung von 15 bis 20 Mrd. Dollar erfolgreich über die Bühne bekommt. Devasini ist Gründer und Chairman des Unternehmens und mit 47% daran beteiligt. Tether will die Mittel in Künstliche Intelligenz, Rohstoffhandel und Medien investieren. Analysten erwarten eine Wertsteigerung des Unternehmens auf 500 Mrd. Euro – und eine „Explosion“ von Devasinis Vermögen.
So gut wie unbekannt
Anders als die anderen Superreichen ist der gebürtige Turiner, der kürzlich 10% am börsennotierten Fußballclub Juventus Turin erworben hat, in der Öffentlichkeit fast unbekannt. Dabei gehört er bereits jetzt mit einem Vermögen von 22,4 Mrd. Dollar zu den reichsten Italienern.

Tether
Sein Karriereweg ist ungewöhnlich. Nach seinem Medizinstudium arbeitete Devasini zunächst als Schönheitschirurg. Nach zwei Jahren hatte er davon aber genug. Er gründete einen Onlinehandel für Computer-Komponenten und hatte auch Misserfolge. 2012 war er an der Gründung der Handelsplattform Bitfinex beteiligt. Zwei Jahre später gründete er mit dem in der Schweiz lebenden italienischen Informatiker Paolo Ardoino Tether, den heute nach Marktkapitalisierung größten Stablecoin weltweit.
Anders als bei anderen Kryptowährungen wie Bitcoin ist der Tether-Token USDT an liquide Werte gekoppelt. Ein Token entspricht einem realen Dollar. Tether legt die Kundengelder, die dem Unternehmen in Dollar zur Verfügung gestellt werden, vor allem in US-Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten an und kassiert die Zinsen. Für 2024 wird ein Gewinn von 13,4 Mrd. Dollar ausgewiesen.
Geldwäschevorwürfe
Doch Tether hat Kontroversen ausgelöst – hinsichtlich der realen Deckung der Token, der Vertuschung von Verlusten und Marktmanipulationen. Als die mit Tether verbundene Handelsplattform Bitfinex 2018 in Zahlungsschwierigkeiten geriet, nutzte Devasini Tether-Reserven, um Bitfinex liquide zu halten. 2021 musste er deshalb mit der US-Justiz einen Vergleich über 18,5 Mill. Dollar akzeptieren. Aufgrund von Falschangaben zur Dollardeckung zahlte er außerdem eine Strafe von 41 Mill. Dollar. Auch im Zusammenhang mit Geldwäschevorwürfen taucht der Name Tether regelmäßig auf.
Für Fragen sorgt auch der Firmensitz. Lange war Tether auf den britischen Virgin Islands registriert. Heute ist der Firmensitz im autokratisch regierten El Salvador, einem Kryptoparadies ohne Regulierung. Vieles ist intransparent. De facto soll Tether aus dem schweizerischen Lugano geführt werden. Dort soll lange der Hauptwohnsitz des zurückgezogen lebenden Devasini gewesen sein. Inzwischen wohnt er angeblich an der Côte d`Azur.
Plan B für Lugano
Mit der Stadtverwaltung in Lugano hat Tether den Plan B entwickelt: Tether stellt umfangreiche Mittel bereit, um dort ein Kryptoökosystem zu entwickeln. 450 lokale Geschäfte akzeptieren bereits digitale Zahlungen. Für Tether ist Lugano damit eine Art Testlabor.
Neue Geschäftsimpulse für die Verbreitung des Stablecoins USDT, von dem 170 Milliarden Token in Umlauf sein sollen, könnten aus der neuen US-Gesetzgebung „Genius Act“ zur Regulierung von Stablecoins kommen. Tether, dessen Hauptkonkurrent die US-Gesellschaft Circle (USDC) ist, unterhält enge Geschäftsverbindungen zur Finanzgesellschaft Cantor Fitzgerald von US-Handelsminister Howard Lutnick.
