Walgreens Boots Alliance

Die erste schwarze Chefin im Dow Jones

Die Führungsetagen amerikanischer Unternehmen werden nach und nach vielfältiger. Mit Rosalind „Roz“ Brewer, die ab Mitte März Vorstandschefin der großen amerikanischen Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance werden soll, rückt jetzt...

Die erste schwarze Chefin im Dow Jones

Von Norbert Kuls, New York

Die Führungsetagen amerikanischer Unternehmen werden nach und nach vielfältiger. Mit Rosalind „Roz“ Brewer, die ab Mitte März Vorstandschefin der großen amerikanischen Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance werden soll, rückt jetzt erstmalig eine Afroamerikanerin an die Spitze eines Dow-Jones-Unternehmens. Brewer (58) kommt von der großen Kaffeehauskette Starbucks, wo sie seit 2017 für das operative Tagesgeschäft verantwortlich war. Davor war sie zehn Jahre für den größten US-Einzelhändler Walmart tätig, zuletzt als Vorstandschefin der Sparte Sam’s Club. Ihre Karriere begann Brewer, die an der afroamerikanischen Frauen-Uni Spelman in Atlanta Chemie studiert hatte, beim für Taschentücher (Kleenex) und Babywindeln (Huggies) bekannten Konsumgüterkonzern Kimberly-Clark.

Der Aktienkurs von Walgreens re­agierte auf die Spitzenpersonalie am Mittwoch mit kräftigen Aufschlägen. Der Aktienkurs von Starbucks, wo Brewer während der Corona-Pandemie die mobilen Bestellungen und das Mitnahmegeschäft vorangetrieben hatte, sackte dagegen ab. „Wir brauchten jemanden mit Erfahrung im Einzelhandel und vor allem im di­gitalen Geschäft“, sagte Walgreens-CEO Stefano Pessina (79), der im vergangenen Juli seine Rückzugspläne angekündigt hatte. Der italienische Milliardär leitete seit 2007 den Schweizer Pharmaziegroßhändler Alliance Boots, der Ende 2014 mit der US-Kette Walgreens fusionierte. Pessina wird dem Verwaltungsrat künftig als „Executive Chairman“ vorstehen.

Brewer hatte bei Walmart und Starbucks nicht nur die Digitalisierung, sondern auch die Debatte um Vielfalt vorangetrieben. Bei Walmart sorgte sie für eine Kontroverse, weil sie in einem Fernsehinterview bemängelte, dass ein Zulieferer nur weiße Männer zu einem Verhandlungstermin geschickt hatte. „Ich werde da mal anrufen“, sagte sie einer CNN-Reporterin. Nach vereinzelten Boykottaufrufen stärkte ihr Walmart-CEO Doug McMillon damals mit einem klaren Bekenntnis zu Vielfalt und Inklusion den Rücken. Starbucks geriet 2018 in die Schlagzeilen, nachdem Baristas in Philadelphia die Polizei gerufen hatten, nur weil zwei schwarze Männer im Café saßen, aber nichts konsumierten. Die Männer hatten für einen geschäftlichen Termin auf eine dritte Person gewartet. Nachdem ein Video des Vorfalls im Internet die Runde machte, schloss Starbucks mehrere Stunden lang landesweit die Filialen und hielt Anti-Rassismus-Schulungen ab.

Die Debatte um strukturellen Rassismus in Amerika hatte im vergangenen Jahr nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt an Intensität gewonnen. Es kam zu landesweiten Protesten, und zahlreiche Firmen, darunter auch Tochtergesellschaften deutscher Konzerne wie Adidas oder Deutsche Bank, kündigten Initiativen an, die ethnische und kulturelle Vielfalt auf allen Ebenen ihrer Belegschaft zu vergrößern. Die Diskussion um die Förderung von Frauen und die Fortschritte sind vergleichsweise weiter. Unter den im breitgefassten Ak­tienindex S&P 500 abgebildeten US-Groß­unternehmen befanden sich nach Angaben der Lobbygruppe Catalyst zuletzt 30 weibliche CEOs – also immerhin 6%. Afroamerikaner sind ungleich geringer vertreten. Derzeit gibt es nur drei schwarze Männer, die einen S&P-500-Konzern leiten. Roz Brewer wird im März die einzige schwarze Frau.

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