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Die Köpfe hinter Westwing

Von Helmut Kipp, Frankfurt Börsen-Zeitung, 28.9.2018 Mit Stefan Smalla und Delia Fischer sind zwei Gründer im dreiköpfigen Vorstand des E-Commerce-Unternehmens Westwing. Smalla, ein Diplom-Kaufmann und früherer Unternehmensberater, fungiert als...

Die Köpfe hinter Westwing

Von Helmut Kipp, FrankfurtMit Stefan Smalla und Delia Fischer sind zwei Gründer im dreiköpfigen Vorstand des E-Commerce-Unternehmens Westwing. Smalla, ein Diplom-Kaufmann und früherer Unternehmensberater, fungiert als Chief Operating Officer, während Kreativ-Chefin Fischer für das Sortiment verantwortlich ist. Bei ihr laufen die Fäden in Sachen Produktauswahl und -präsentation zusammen. Als Chief Financial Officer (CFO) komplettiert Florian Drabeck das Trio, das nun die heiße Phase des anstehenden Börsengangs in Angriff nimmt. In zwei Wochen, am 11. Oktober, soll die Aktie erstmals an der Börse gehandelt werden.Smalla und Fischer haben das Unternehmen, an dem der Start-up-Investor Rocket Internet mit rund 30 % beteiligt ist, 2011 zusammen mit Georg Biersack, Matthias Siepe und Tim Schäfer gegründet. Drabeck stieß im Laufe des Gründungsjahres zu dem auf Produkte für die Inneneinrichtung spezialisierten Onlinehändler und rückte 2016 ins Management Board auf.Hinter der Geschäftsidee steckt Fischer, nach außen hin das Gesicht der Firma. Sie arbeitete vor ihrem Sprung ins Unternehmerdasein sechs Jahre für die Frauenzeitschriften “Elle” und “Elle Decoration”. Damals fiel ihr nach eigenem Bekunden auf, dass man zwar schöne Kleider im Netz kaufen konnte, ein Pendant für Interior aber fehlte: “Außerdem war es unglaublich mühsam, schicke Wohn-Accessoires zu finden, wenn man kein riesiges Budget zur Verfügung hat.” Daraus entstand der Gedanke, Einrichtung und Heimdekoration mit edlem Design über eine E-Commerce-Plattform zu verkaufen. In der Branche ist Fischer, die in München Modejournalismus und Kommunikation studiert hat, ein bekannter Name. Medien feiern die Stilexpertin als Frau, die die Welt dekoriert, als “Königin der Inneneinrichtung” oder als “Frauenversteherin” – 90 % der Kunden sind weiblich. Auf Selbstvermarktung versteht sich die 34-Jährige, die aus dem bayerischen Nördlingen stammt: Auf ihrer Homepage finden sich seitenweise Anreißer zu Artikeln, die mit ihr zu tun haben.Für die betriebswirtschaftliche Seite des Unternehmensaufbaus war Smalla zuständig, der schon Gründungserfahrung mitbrachte. Der 1977 geborene Betriebswirt ging im Jahr 2000 zu Dooyoo, eine Kundenbewertungs- und Preisvergleichsplattform, gründete 2003 ein soziales Netzwerk und arbeitete ab 2004 für die Unternehmensberatung Bain. Auch CFO Drabeck, 1983 im österreichischen Tulln an der Donau geboren, war einige Jahre für Bain tätig, und zwar als Strategieconsultant. 2011 wechselte der promovierte Finanzfachmann, der über ein CFA-Zertifikat (Chartered Financial Analyst) verfügt, zunächst als Investment Professional zu RBR Capital Advisors, schloss sich dann jedoch bald Westwing an.”Alles für ein schönes Zuhause”, lautet das Konzept des in München ansässigen Shopping-Clubs. Sogenannte Trendscouts suchen weltweit nach Produktideen und Trends. Kunden, die sich mit ihrer E-Mail-Adresse angemeldet haben, werden fortlaufend mit diesen Vorschlägen versorgt. Was gut läuft, wird in das ständige Sortiment aufgenommen. “Wenn ein Produkt richtig gut funktioniert, kommt es ins Private Label”, erläutert Smalla das dreistufige Vertriebskonzept. Die Eigenmarken gelten als Hebel für die Profitabilität des Unternehmens, dessen bereinigte Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen derzeit bei 2 % liegt.