PorträtXavier Musca

Die neuen Herausforderungen von Xavier Musca

An vorderster Front während der Finanzkrise hat der frühere Crédit Agricole-Banker Xavier Musca nun eine neue Karriere als Aufsichtsratschef bei Tikehau Capital begonnen.

Die neuen Herausforderungen von Xavier Musca

Die neuen Herausforderungen Muscas

Von Gesche Wüpper, Paris

Er gilt als Krisenspezialist und als geschickter Verhandlungsführer. Die Abstufung Frankreichs durch Fitch von AA- auf A+ muss für Xavier Musca eine Art Déjà-Vu-Erlebnis gewesen sein. Immerhin hat der Aufsichtsratschef von Tikehau Capital an vorderster Front miterlebt, wie die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone Anfang 2012 ihr Triple-A-Rating bei Standard & Poor's verloren hat. Im Gegensatz zu heute löste die Abwertung damals ein Psychodrama aus. Musca, seinerzeit Generalsekretär des Elysée-Palasts, hatte zuvor erfolglos versucht, die drohende Abstufung abzuwenden. Seit seinem Amtsantritt 2009 hatte er immer wieder vor dem Anstieg der Staatsschulden gewarnt. Vergeblich.

Das Schicksal des 65-jährigen Vertrauten des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy hatte sich jedoch bereits ein paar Tage vor der Abwertung entschieden. Denn Sarkozy, der sich zur Wiederwahl stellen wollte, war davor zurückgeschreckt, Musca an die Spitze der staatlichen Caisse des Dépôts et Consignations (CDC) zu berufen, da er sich kurz vor den Präsidentschaftswahlen nicht dem Vorwurf der Vetternwirtschaft aussetzen wollte.

Vom Elysée zu Crédit Agricole

Musca, der mit dem Posten geliebäugelt hatte, wechselte deshalb nach dem Amtsantritt von Sarkozys Nachfolger François Hollande in die Privatwirtschaft, zu Crédit Agricole. 13 Jahre lang ist er als stellvertretender Generaldirektor und zuletzt Chef der Corporate und Investment-Banking-Sparte bei der börsennotierten Einheit der halbgenossenschaftlichen Bankengruppe geblieben. Da er in diesem Jahr die Altersgrenze von 65 Jahren erreicht hat, ging er nun im Mai zu Tikehau.

Die Unternehmenskultur der Private-Equity-Firma habe ihn überzeugt, sagte er „Les Echos“. Genau wie die Kapazität Tikehaus, Partnerschaften mit großen Gruppen wie TotalEnergies, Dassault Aviation, Airbus, Thales oder Safran zu knüpfen. Zudem hätten Tikehau und er ähnliche Wertvorstellungen, so der gebürtige Korse, der nach dem Studium am Institut d'Etudes Politiques („Science Po“) in Paris und an der Kaderschmiede Ecole Nationale d'Administration (ENA) zunächst einen Großteil seiner Karriere im Staatsdienst gemacht hat.

Rüstungsfonds lanciert

Noch immer wird er zum Jahrestag der Pleite von Lehman Brothers von Radiosendern regelmäßig als Zeitzeuge eingeladen. Denn Musca hat zu Beginn der durch Lehman Brothers ausgelösten Finanzkrise als Generaldirektor des französischen Schatzamtes geholfen, internationale Krisentreffen vorzubereiten und den europäischen Bankensektor zu retten.

Das Engagement Tikehaus entspricht Muscas Empfinden nach dem Zeitgeist. So habe der Finanzinvestor bereits während der Corona-Krise einen Luftfahrt-Verteidigungs-Fonds lanciert, um Zulieferern zu helfen, erklärt er. Während der Luftfahrtmesse von Le Bourget hat Tikehau nun im Juni zusammen mit Société Générale Assurances, CNP Assurances und Carac (Caisse de retraite des anciens combattants et victimes de guerre) einen Rüstungsfonds lanciert.

Startschuss für das Produkt

Dieser ist inzwischen als fondsgebundenes Produkt in den Lebens- und Rentenversicherungen der drei Versicherungen verfügbar. Carac, die Rentenkasse der Veteranen und Kriegsversehrten, hat gerade den Startschuss für das Produkt gegeben. Der Fonds verfügt über ein Anfangsinvestitionsvolumen von 150 Mill. Euro, das zu gleichen Teilen von den drei Versicherern kommt. Sie haben bis September 2026 die Exklusivrechte für das fondsgebundene Produkt.