Die Rechnung für die Gier
Die Rechnung für die Gier
af Buenos Aires
Korruption ist nicht gratis. Das erkennen Bürger, wenn löchrige Straßen nicht repariert werden, Hospitäler nicht funktionieren und die Polizei nicht auf Notrufe reagiert, weil Benzin für schrottreife Streifenwagen fehlt. Aber sehr selten, passiert es, dass auch die Schuldigen spüren, dass Gier wirklich teuer kommt.
Zahlungsbefehl über 462 Mill. Euro
Am Dienstag bekam Argentiniens Ex-Präsidentin Cristina Kirchner einen Zahlungsbefehl von dem Gericht, das sie zu sechs Jahren Haft wegen Korruption verurteilt hat. Sie und acht mit ihr verurteilte Unternehmer und Funktionäre sollen 684.990.350.139 Pesos bezahlen. Diese Rekordsumme, aktuell umgerechnet etwa 462,7 Mill. Euro, hat die Staatsanwaltschaft kalkuliert aus der Summe der Überpreise, die von Kirchners Baubehörden an die korrupten Unternehmer geflossen sind, und die großteils unter dem Tisch an die Kirchners zurückflossen.
Dazu kamen natürlich Zinsen. Die Verurteilten haben eine Frist bis zum 13. August bekommen, um diese Schuld abzutragen.
Vermögen verschenkt
Aber das dürfte nicht so einfach sein, denn sowohl Kirchner als auch der hauptbelastete Bauunternehmer Lazaro Baez haben das meiste, was sie jemals offiziell besaßen, ihren Kindern überschrieben. In ihrer letzten Vermögenserklärung als Vize-Präsidentin deklarierte Kirchner Ende 2023 den Besitz von 250 Mill. Pesos, heute knapp 170.000 Euro.
Der unter Kirchner vom Bankangestellten zum Baukrösus mutierte Baez besaß Liegenschaften in Patagonien, die 21-mal so groß waren wie die Fläche der Metropole Buenos Aires. Dazu mehr als 1000 Autos und LKWs sowie drei Privat-Jets. Sein Gesamtvermögen schätzte die Justiz auf 120 Mill. Dollar. Nun ist fraglich, wie viel flüssig gemacht werden kann, auch, weil Baez bereits in anderen Verfahren zur Rückzahlung von Millionensummen verurteilt wurde.
Immobilien und Hotels
Cristina Kirchner besaß bis zur Niederlage der peronistischen Partei eine stattliche Zahl von Luxusimmobilien, die sie dann Anfang 2016 an ihre zwei Kinder überschrieb. Dazu gehören vier Luxuswohnungen in Buenos Aires, über 20 Häuser und mehrere Hotels in Patagonien sowie knapp sechs Mill. Dollar in bar, die 2016 in einem Bankschließfach ihrer Tochter gefunden wurden. Nun glauben Experten, dass die Immobilien und Hotels gepfändet werden können.
Kirchner wird sie wahrscheinlich eh nicht mehr zu Gesicht bekommen. Die 72-Jährige wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt, die sie im Hausarrest absitzen kann. Aber es stehen noch zwei weitere Korruptionsprozesse aus sowie ein politischer Prozess, in dem ihr die Vertuschung eines Terroranschlags vorgeworfen wird. Hier droht ihr ein Urteil von mindestens 20 Jahren.