Einfluss bei Stellantis

Diskretes Duell der Peugeot-Cousins

Hinter den Kulissen tobt bei den Peugeots ein Konkurrenzkampf, wer die Familie künftig im Verwaltungsrat der Opel-Mutter vertritt.

Diskretes Duell der Peugeot-Cousins

Diskretes Duell um Stellantis-Verwaltungsratssitz

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Von Gesche Wüpper, Paris

Hinter den Kulissen tobt bei den Peugeots ein diskret ausgefochtener Machtkampf. Denn die bekannte französische Industriellen-Familie muss in den nächsten Monaten entscheiden, wen sie künftig als Vertreter in den Verwaltungsrat von Stellantis schickt. Bisher werden die Peugeots, die über die Holding Etablissements Peugeot Frères (EPF) 7,74% des Kapitals der Opel-Mutter hält, durch Robert Peugeot im Kontrollgremium des Automobilkonzerns vertreten. Doch das Mandat des 75-Jährigen endet mit der nächsten Hauptversammlung am 15. April nächsten Jahres, zehn Tage vor dem Geburtstag Roberts.

Die Mitglieder der Peugeot-Familie fragen sich nun, ob sie Robert für ein letztes Mandat im Stellantis-Verwaltungsrat nominieren oder lieber seinem Cousin Xavier den Vorzug geben sollen. Der 1964 geborene Manager steht seit Februar an der Spitze der Edel-Marke DS von Stellantis, nachdem er zuvor die Nutzfahrzeugsparte geleitet hatte. Die Wahl, wer der beiden Cousins für die Peugeots im Verwaltungsrat der 2021 aus der Fusion von PSA und Fiat-Chrysler (FCA) entstandenen Gruppe sitzt, entscheidet auch über die künftige Strategie der Familie.

Machtverschiebung bei Stellantis

Denn Robert und Xavier haben unterschiedliche Visionen. So soll sich der DS-Chef sorgen, wie überrepräsentiert der amerikanisch-italienische Fusionspartners FCA bei Stellantis inzwischen bei strategischen Posten ist, seit Ex-Konzernchef Carlos Tavares vor einem Jahr den Hut nehmen musste. Seit Antonio Filosa seine Nachfolge angetreten hat, hat sich das Machtzentrum bei Stellantis verschoben. Filosa hat nicht nur sein Büro in Detroit und massive Investitionen in den USA beschlossen. Er habe auch fast alle Schlüsselfunktionen an ehemalige Manager von FCA vergeben, finden Branchenkenner. Die französische Expertise werde marginalisiert, bedauern Gewerkschaften.

Robert Peugeot dagegen soll sich nicht daran stören, dass FCA inzwischen mehr Einfluss bekommen hat. Vorher habe es eine umgekehrte Tendenz gegeben, verlautet aus seinem Umfeld. Zudem sei es nicht am Verwaltungsrat, Stellantis-Chef Filosa zu sagen, wie er sein Top-Management auswählen solle. Während Robert Peugeot die Familie drängt, ihre Investitionen zu diversifizieren, um unabhängiger von der Automobilbranche zu werden, soll Thierry, der Bruder Xaviers, dafür plädiert haben, den Einfluss bei Stellantis zu stärken. Er soll dafür eingetreten sein, die Dividenden, die die Familie während der Erfolgsjahre des Konzerns unter der Führung von Tavares kassiert hat, dafür zu nutzen, ihre Beteiligung zu erhöhen, um den Agnellis besser die Stirn bieten zu können. Sie hält über Exor 15,52% des Kapitals.

Aufwendiges Auswahlverfahren

Die französische Industriellenfamilie will nun zusätzlich zum aufwendigen internen Auswahlverfahren eine externe Unternehmensberatung zu Rate ziehen. Intern sind drei verschiedene Instanzen an der Wahl beteiligt. Die Holding EPF, die an der Börse notierte Gesellschaft Peugeot Invest sowie Peugeot 1810, die Einheit, die die Stellantis-Aktien hält. Die Nomierungskomitees von EPF und Peugeot Invest teilt Peugeot 1810 ihre Empfehlungen mit, anhand derer Peugeot 1810 eine Entscheidung trifft.