Assekuranz

Donnet hat bei Generali noch viel vor

Der Chef des großen italienischen Versicherers Generali, Philippe Donnet, hat große Pläne für seinen Arbeitgeber.

Donnet hat bei Generali noch viel vor

Von Gerhard Bläske, Mailand

Generali-CEO Philippe Donnet (61) hat Grund zur Freude. Zu dem bereits im vergangenen Jahr erworbenen Anteil von 24,4% an dem Versicherer Cattolica kann er nun für 1,18 Mrd. Euro weitere 60,8% an dem heimischen Konkurrenten übernehmen und dessen Börsenrückzug vorantreiben. Generali wird damit vor Unipol und Allianz zum größten Sachversicherer Italiens und erwartet sich von der Integration große Synergien.

Zeit zum Durchatmen hat der Franzose aber nicht. Seit Monaten steht er massiv unter Druck. Eine Gruppe von einflussreichen Aktionären um den Unternehmer Leonardo Del Vecchio (86) will Donnet loswerden. Nach ihrer Meinung agiert er zu vorsichtig. Generali sei unter seiner Ägide hinter Konkurrenten wie Allianz, Axa und Zurich zurückgefallen. Es brauche eine vor allem international aggressivere Strategie mit einer großen Akquisition – ähnlich, wie sie Del Vecchio mit seinem Optikkonzern Luxottica und der französischen Essilor eingefädelt hat. Die Aktionäre um Del Vecchio wollen der Hauptversammlung im April einen alternativen Vorschlag für die Besetzung des CEO-Postens und des Verwaltungsrates vorlegen.

Doch Donnet, der seit 2016 an der Spitze der Generali steht, will für eine dritte Amtszeit kandidieren und hat offenbar die Mehrheit der Anteilseigner hinter sich, angeführt von Großaktionär Mediobanca, der seinen Anteil vorübergehend auf 17,2% aufgestockt hat. Auch die meisten institutionellen Anteilseigner sollen auf seiner Seite sein. Eine Mehrheit des Verwaltungsrats unterstützt ihn und seine Politik.

Grund zur Unzufriedenheit haben sie nicht. Trotz Corona-Pandemie hat Donnet geliefert. Der Aktienkurs hat sich in seiner Amtszeit besser entwickelt als der der Konkurrenten. Die Aktionäre haben von 2018 bis 2021 5 Mrd. Euro an Dividenden kassiert, der Nettogewinn hat sich im ersten Halbjahr gegenüber 2020 verdoppelt. Nach dem Verkauf eines Teils des klassischen Lebensversicherungsgeschäfts etwa in Deutschland hat Donnet rund 1,5 Mrd. Euro in Übernahmen investiert: Neben Cattolica waren das Unternehmen in Portugal, Griechenland und Malaysia. Für weitere Akquisitionen stehen 800 bis 900 Mill. Euro zur Verfügung. Und Donnet hat mit einer Multi-Boutique-Plattform das Assetmanagement massiv ausgebaut. Generali hat 672 Mrd. Euro Assets under Management.

Donnet kann also zufrieden aus seinem Büro im 177 Meter hohen Mailänder Torre Generali schauen, aus dem der Blick weit in die Schweizer Berge reicht. 190 Jahre nach der Gründung steht der Versicherer, dessen offizieller Firmensitz noch immer Triest ist, sehr gut da. Donnet ist ein Absolvent der französischen Elitehochschule École Polytechnique in Paris und hat viele Jahre für die Axa und dann für die Private-Equity-Gesellschaft Wendel Investissements gearbeitet. 2013 kam er zu Generali und hat noch viel vor.

Am Mittwoch wird der in einem Pariser Vorort geborene Donnet vermutlich gute Zahlen für das dritte Quartal vorlegen, am 15. Dezember möchte er den neuen Strategieplan präsentieren. Und in Italien fühlt sich der Franzose, der seine Position durch einen Umbau der Managementstrukturen intern gestärkt hat, auch wohl. Kürzlich erwarb er auch die italienische Staatsbürgerschaft. Jetzt fehlt ihm nur noch die Zustimmung der Hauptversammlung für eine dritte Amtszeit.