Neuaufstellung im Management

DSM gibt Doppelspitze nach Fusion auf

DSM und Firmenich haben ihren spektakulären Zusammenschluss zu einem neuen Industriegiganten vollendet, die Doppelspitze hat ihre Arbeit getan, Geraldine Matchett geht, Dimitri de Vreeze bleibt.

DSM gibt Doppelspitze nach Fusion auf

Ein eingespieltes Duo
geht getrennte Wege

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Das neue Haus ist gebaut, das Führungs-Duo hat sein Werk vollbracht. Der niederländische Feinchemiekonzern DSM verbindet den Abschluss der Fusion mit dem Schweizer Duft- und Aromenhersteller Firmenich mit der Neuaufstellung des Managements und gibt die im Februar 2020 installierte Doppelspitze auf. Dass zwei Co-CEOs auf der Bühne stehen, habe sich in den von einschneidenden Portfolioveränderungen geprägten Zeiten bewährt, nach dem Zusammenschluss zur DSM-Firmenich sei dies nicht mehr erforderlich.

Großbaustelle

Geraldine Matchett geht Anfang September von Bord, um ihre Karriere andernorts fortzusetzen, der Niederländer Dimitri de Vreeze bleibt allein am Regietisch zurück. Als neuer CFO ist Ralf Schmeitz bestellt worden, der seit 2006 für den holländischen Konzern arbeitet – zuletzt als Group Controller. Das Finanzressort hat Matchett bislang neben ihrem Co-CEO-Posten verantwortet.

Unter der Leitung von Matchett (Jahrgang 1972) und de Vreeze (1967) hat DSM, ehemaliger Staatskonzern mit Wurzeln im Kohlebergbau, einen grundlegenden Portfolioumbau umgesetzt. Für DSM war es der vorläufige Abschluss einer langen Phase der strategischen Neuausrichtung. Seit dem Auftakt mit dem Erwerb des Vitamingeschäfts von Roche vor gut 20 Jahren hat sich DSM vom Chemie- und Kunststoffkonzern zum Anbieter hochwertiger Nahrungsmittelzusätze entwickelt. Gekrönt wurde der Umbau zuletzt vom überraschenden Zusammenschluss mit dem Schweizer Traditionskonzern Firmenich, Schwergewicht im Markt für Düfte und Aromen und seit mehr als 125 Jahren in Familienbesitz.

Mit der gemeinsam dirigierten Mega-Fusion haben Matchett und de Vreeze einen Coup gelandet. Zwar war lange erwartet worden, dass die Familiengesellschafter von Firmenich für die weitere Expansion ihres Unternehmens einem finanzkräftigen Partner die Tür öffnen oder an die Börse streben. Man hatte im Markt jedoch mit einem Fusionspartner aus derselben Branche gerechnet und nicht mit einem großen Konzern aus einem anderen Marktsegment. Der Vorteil für beide aus dem Zusammenschluss ungleicher Partner ist, dass es wenig Überschneidungen gibt, es primär um Wachstum geht und nicht darum, Kosten zu senken und Stellen zu streichen.

Matchett und de Vreeze galten in der Branche als perfekt eingespieltes Team. Bevor sie als Führungs-Duo engagiert wurden, hatten sie bereits einige Jahre gemeinsam eng in der obersten Führungsriege proben dürfen – unter Regie des damaligen CEO Feike Sijbesma. In gemeinsamen Entscheidungen dürfte es ihnen geholfen haben, dass beide Protagonisten Erfahrungen aus unterschiedlichen Karrierewegen mitbringen – bei einem gemeinsamen Faible für Finanzen.

Unterschiedliche Spielstätten

De Vreeze ist ein DSM-Eigengewächs, seit 1990 im Konzern. Der studierte Betriebswirt startete dort im Finanzressort des Feinchemiegeschäfts und übernahm über die Jahre verschiedene Führungspositionen mit Verantwortung für das operative Chemiegeschäft. Matchett ist studierte Geografin und ausgebildete Wirtschaftsprüferin, besitzt die britische, die französische und die schweizerische Staatsbürgerschaft und hat Karriere im Schweizer Warenprüfunternehmes SGS gemacht. Nach Stationen bei den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften KPMG in London und Deloitte in Genf startete die Managerin 2004 im Finanzwesen von SGS und arbeitete sich bis zu Finanzchefin hoch. Im Jahr 2014 wechselte sie als CFO zu DSM, um sechs Jahre später zur Co-CEO aufzusteigen.

Matchett ist auch als Aufsichtsrätin gefragt – seit 2018 ist sie im Board von ABB. Sie engagiert sich zudem in internationalen Gremien für Nachhaltigkeit. Auch als Solistin sollten ihr weitere Karrierewege offenstehen.