Elon Musk kündigt Rückzug vom Twitter-Chefposten an
Musk heuert neue Twitter-Chefin an
xaw New York
Elon Musk will den Posten als Twitter-Vorstandschef abgeben – und hat eine Nachfolgerin gefunden. Am Freitag bestätigte der Milliardär, dass Linda Yaccarino künftig den Chefposten bei dem Kurznachrichtendienst bekleiden soll. Die Managerin leitet bisher das Werbegeschäft des zu Comcast gehörenden Medienunternehmens NBC Universal. Bereits am Donnerstag hatte Musk getwittert, eine neue CEO werde in sechs Wochen die Arbeit aufnehmen, ohne einen Namen zu nennen.
Yaccarino war bei NBC entscheidend am Start des Streamingdienstes Peacock beteiligt, der zwar immer noch verlustreich ist, dessen Nutzerzahl im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahr aber um 60% auf über 22 Millionen gestiegen ist. Die Nachricht über ihren Wechsel erfolgt zu einem delikaten Zeitpunkt: Momentan steckt Yaccarino mitten in der Vorbereitung auf eines der für NBC Universal wichtigsten Ereignisse des Jahres: Die als “Upfront” bekannte Präsentation vor potenziellen Werbekunden, die am Montag in New York stattfinden soll.
Harte Verhandlungspartnerin
Die erfahrene Medienfachfrau ist für ihre engen Beziehungen zu Vermarktern und Werbeagenturen bekannt, aber auch für ihre harten Verhandlungstaktiken. Beides dürfte Twitter zupass kommen, sprangen dem Kurznachrichtendienst nach der Übernahme durch Musk im vergangenen Oktober doch zahlreiche Werbekunden ab, denen kontroverse Äußerungen und Auftritte des neuen Eigentümers ein Dorn im Auge waren. Der Social-Media-Anbieter kämpft seither um ihre Rückkehr, aber wohl mit verhaltenem Erfolg.
Dies lastet erheblich auf den Einnahmen: Musk stellte nach Massenentlassungen für 2023 zu Jahresbeginn Erlöse von 3 Mrd. Dollar in Aussicht – 2021 hatte der Umsatz noch bei 5,1 Mrd. Dollar gelegen. Laut der Analysefirma Sensor Tower haben 37 der zum Übernahmezeitpunkt 100 größten Werbekunden des Unternehmens im ersten Quartal keinen Cent mehr für Anzeigen auf der Plattform ausgegeben, weitere 24 hätten ihre monatlichen Twitter-Ausgaben um mindestens 80% zurückgefahren.
Bei Geldgebern wuchs in den vergangenen Monaten die Furcht, dass Musk trotz gegenteiliger Beteuerungen dauerhaft am Chefposten festhalten und nicht nur weitere Werbekunden bei Twitter verprellen – sondern auch Imageschäden bei Tesla vertiefen könnte. Aktionäre des E-Autobauers monieren zudem, Musk widme seiner CEO-Tätigkeit bei dem Fahrzeughersteller zu wenig Aufmerksamkeit.
Der streitbare Unternehmer hatte bereits im November eingeräumt, nach der Twitter-Übernahme zu viel Arbeit auf dem Schreibtisch zu haben. Im Dezember fragte er die Nutzer des Kurznachrichtendienstes dann, ob er vom CEO-Posten zurücktreten solle – was eine Mehrheit bejahte. Musk, der zuvor versprochen hatte, sich an das Umfrageergebnis halten zu wollen, äußerte indes Zweifel daran, jemanden finden zu können, der “dumm genug ist, um den Job anzunehmen”. Im Februar wiederum teilte er mit, bis Jahresende einen Nachfolger finden zu wollen.
Nun klappt es doch früher. Neben dem Namen von NBC-Managerin Yaccarino kursierten zuvor auch jene von Sheryl Sandberg, 2022 als Chief Operating Officer von Meta Platforms zurückgetreten, und der ehemaligen Yahoo-Chefin Marissa Mayer. Zudem soll mit Ella Irwin, die den Bereich “Vertrauen und Sicherheit” bei Twitter leitet, eine interne Kandidatin im Gespräch gewesen sein. Yaccarinos jahrzehntelange Erfahrung im Werbegeschäft gab angeblich den Ausschlag.
Die operative Kontrolle über Twitter gibt Musk aber wohl nicht ab. So will der 51-Jährige nach dem Rückzug vom Vorstandsvorsitz nicht nur Exekutivchef des Verwaltungsrats, sondern auch Chief Technology Officer werden.