Immobilienkrise

China wirft Evergrande-Gründer Hui Bilanzbetrug vor

Für Hui Ka Yan, den Gründer und vormaligen Lenker des von der Pleite bedrohten Immobilienriesen China Evergrande, wird die Lage immer verzwickter. Chinas Wertpapieraufsicht bestraft ihn nun wegen massiver Bilanzfälschung.

China wirft Evergrande-Gründer Hui Bilanzbetrug vor

China wirft Evergrande-Gründer Betrug vor

nh Schanghai

Zum bereits schillernden Sündenregister des gescheiterten chinesischen Immobilienfürsten Hui Ka Yan ist ein besonders spektakulärer Eintrag hinzugekommen. Dem Gründer und Haupteigner des hoffnungslos überschuldeten und pleitegefährdeten Immobilienkonzerns Evergrande wird seitens der China Securities Regulatory Commission (CSRC) nun auch Bilanzbetrug vorgeworfen.

Symbol der Immobilienkrise

Evergrande steht geradezu symbolhaft für die seit Sommer 2021 manifeste Krise der chinesischen Bauträger, die Chinas Wirtschaft schweren Schaden zufügt, weil sie den Immobilienmarkt lähmt. Der einst zweitgrößte chinesische Immobilienentwickler Evergrande hatte sich unter Hui einem aggressiven Turbo-Geschäftsmodell verschrieben und für das rasende Wachstum immer waghalsigere Verschuldungsrelationen in Kauf genommen.

Bislang war man davon ausgegangen, dass Evergrande vor allem am überzogenen Wachstumsstreben im Verbund mit unsoliden Refinanzierungspraktiken gescheitert ist. Die Ermittlungen der Wertpapieraufsicht zeigen nun eine neue Dimension auf. Laut dem Wertpapieraufseher soll die Kerneinheit Hengda Real Estate ihre Profite mit der Verbuchung von unrealisierten Einnahmen aus Wohnungsverkäufen kräftig aufgehübscht haben. Es geht um gewaltige Summen.

In den Jahresabschlüssen für 2019 und 2020 soll Hengda Umsätze über insgesamt 564 Mrd. Yuan (72 Mrd. Euro) ausgewiesen haben. Damit konnte Hengda in den beiden Jahren um 60% beziehungsweise 86% überhöhte Gewinne ausweisen. Hui soll als Chairman von Evergrande und Hengda die unlautere Praktik persönlich verantwortet und angeordnet haben. Sie bestand darin, schwebende Zahlungen für vorverkaufte, aber noch nicht fertiggestellte Wohnanlagen als bereits vereinnahmte Umsätze zu buchen.

Anleiheprospekte basieren auf falschen Unternehmenskennzahlen

Prospekte für Dollar- und Yuan-Anleihen, die Evergrande seit Ende 2021 nicht mehr bedienen kann, basierten damit auf falschen Unternehmenskennzahlen. Dies trug wesentlich dazu bei, dass Banken und Bondinvestoren in den Jahren vor der Krise bereit waren, Evergrande aufgrund ihres üppigen Einnahmenwachstums arglos weiter zu finanzieren.

Mit dem Vorwurf des Bilanzbetrugs wird die bereits prekäre Lage des seit September in einer nicht näher erläuterten Form des Behördengewahrsams befindlichen Hui noch verzwickter. Seitens der CSRC wird er zunächst mit einer Strafe wegen Anlegerbetrugs in Höhe von 47 Mill. Yuan, also umgerechnet etwa 6 Mill. Euro, belegt und auf Lebenszeit von einer Partizipation am Wertpapiermarkt ausgeschlossen. Gleiches gilt für den früheren Chief Executive von Evergrande, Xia Haijun, dessen Geldstrafe sich auf 15 Mill. Yuan beläuft.

Ungemütliche Zukunft

Bei den Maßnahmen der CSRC handelt es sich um zivile Strafen, die zunächst keine strafrechtlichen Konsequenzen haben. Dennoch kann man im undurchsichtigen chinesischen Rechtssystem kaum damit rechnen, dass Hui wieder auf freien Fuß kommt oder gar auf die Reste seines mittlerweile auf etwa 1 Mrd. Dollar zusammengeschrumpften Vermögens zugreifen kann. In der Blütezeit von Evergrande wurde Hui im Jahr 2017 mit einem geschätzten Vermögen von 42 Mrd. Dollar als zweitreichster Mann in China geführt.

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