Ex-Ford-Chef Mattes wird nun offiziell VDA-Präsident
igo – Der Vorstand des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) hat den früheren Deutschlandchef des Autokonzerns Ford, Bernhard Mattes (61), einstimmig zu seinem neuen Präsidenten gewählt. Er übernimmt das Amt am 1. März von Matthias Wissmann (68), der den VDA kurz vor Ablauf seiner offiziellen Amtszeit verlässt. Wissmann hatte den VDA seit 2007 geführt.Mattes sei als langjähriger Chef von Ford Deutschland und aktueller Präsident der Amerikanisch-Deutschen Handelskammer “nicht nur ein profunder Kenner unserer Industrie, sondern auch ein erfahrener und international vernetzter Vertreter für die Interessen der deutschen Hersteller und Zulieferer”, so Wissmann. Das Mattes als Nachfolger gesetzt ist, war bereits vor Monaten durchgesickert (vgl. BZ vom 9.11.2017).Auf Mattes kommen keinesfalls ruhigere Zeiten zu, als sie Matthias Wissmann in den vergangenen Jahren angesichts des Dieselbetrugs und des technologischen Wandels der Autoindustrie erlebt hat. Wissmann erfuhr dabei zuletzt auch, wie man sich als VDA-Präsident bei den Mitgliedskonzernen unbeliebt machen kann. Etwa, als er im vergangenen Sommer angesichts des Kartellvorwurfs gegen Hersteller “ein Surfen in rechtlichen Grauzonen” als inakzeptabel bezeichnete und eine “kulturelle Neudefinition” bei den betroffenen Unternehmen forderte. Mit Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche äußerte sich ein führender Automanager öffentlich und zeigte sich, bis dahin völlig unüblich, “überrascht über die Stellungnahme”. Nun dankte Zetsche als VDA-Vizepräsident Wissmann. Dieser habe die “Interessen von Herstellern und Zulieferern glaubwürdig vertreten”.Doch die schlechten Nachrichten aus der Branche reißen seit Bekanntwerden des Abgasbetrugs nicht ab. Zwar haben sämtliche Hersteller und Zulieferer 2017 hervorragende Zahlen vorzuweisen, spätestens mit den Berichten über Abgastests mit Menschen und Affen hat ihr Ruf aber weiteren Schaden erlitten. Nachdem Volkswagen und Daimler die Kartellwürfe zudem den Behörden anzeigten, worüber BMW alles andere als erfreut war, gilt die Stimmung unter den Herstellern im VDA als mindestens gedämpft. Im Februar droht zudem ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, durch das Fahrverbote ermöglicht werden könnten.Dem Diplom-Ökonom Mattes kommt in der Situation zugute, dass er anders als der frühere Bundesminister Wissmann stets in der Autoindustrie tätig war. Nach seinem Start bei BMW wechselte Mattes 1999 zu Ford. Von 2002 bis Ende 2016 war er Chef von Ford Deutschland und saß in dieser Funktion auch im VDA-Vorstand. Von 2002 bis 2004 war Mattes bereits VDA-Vizepräsident. Der gebürtige Wolfsburger gilt als stiller Vermittler, was im durch die Skandale zumindest angeknacksten Verhältnis zur Politik hilfreich sein dürfte.Mattes betonte nach seiner Wahl den “historischen Umbruch, der geprägt wird von den großen Trends der Elektrifizierung und Digitalisierung, des autonomen Fahrens und neuer Mobilitätskonzepte, aber auch der Herausforderung weiterer Verbrauchs- und Emissionsreduzierung”. Es gehe nun darum, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Autoindustrie, “die von zentraler Bedeutung für den Industriestandort Deutschland ist”, zu sichern und möglichst auszubauen.