Familie Strehle nach Insolvenz zum Rückzug bei Strenesse bereit
dpa-afx – Die Unternehmerfamilie Strehle wird nach 65 Jahren möglicherweise ihre Mehrheit beim angeschlagenen Modeanbieter Strenesse verlieren. Nach dem Insolvenzantrag des Unternehmens aus dem schwäbischen Nördlingen schließt Vorstandschef Luca Strehle nicht aus, dass sich die Familie aus der Verantwortung für das Unternehmen weitgehend zurückzieht. “Wenn es einen Investor gibt, von dem wir glauben, dass er die Marke wirklich weiterentwickelt, könnten wir die Mehrheit abgeben”, sagte Strehle dem Fachmagazin “Textilwirtschaft”. Drückend und erdrückendStrehle hatte in der vergangenen Woche Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Jörg Nerlich, der vom Gericht zum vorläufigen Sachwalter bestellt wurde, hatte bereits einen Investorenprozess für Strenesse angekündigt. Schon in der Vergangenheit hatte Luca Strehle angedeutet, dass das Unternehmen einen Investor brauche, um die finanziellen Schwierigkeiten zu überwinden. Es war allerdings nicht davon die Rede, dass die Familie ihre Mehrheitsbeteiligung aufgeben könnte. “Ich habe vielleicht unterschätzt, wie drückend – oder auch erdrückend – die Altlasten sind”, begründete Strehle in dem Fachblatt seinen Gang zum Nördlinger Amtsgericht.Die Strenesse AG hat rund 350 Mitarbeiter und befindet sich bislang vollständig in Familienbesitz. Das Vorläuferunternehmen wurde von den Strehles 1949 gegründet. Die Marke Strenesse tauchte erstmals Ende der sechziger Jahre auf. Es handelt sich um ein Kunstwort aus dem Namen der Familie und dem französischen “Jeunesse” (Jugend), später wurde die Textilfabrik danach benannt.Das Unternehmen machte sich unter der früheren Kreativchefin Gabriele Strehle international einen Ruf als Anbieter von Designer-Mode. In den vergangenen Jahren hatte Strenesse jedoch mit sinkenden Umsätzen und tiefroten Zahlen zu kämpfen. Im Februar hatten die Inhaber einer Schuldverschreibung über 12 Mill. Euro entschieden, dass Strenesse drei Jahre Luft bekommt und den Kredit erst 2017 zurückzahlen muss. Dies konnte das Unternehmen jedoch nur vorübergehend retten.