Patrick Koller

Faurecia-Chef kehrt zu seinen Wurzeln zurück

Faurecia-Chef Patrick Koller hat seine Karriere einst nach einer ersten Station in der Stahlindustrie bei Hella begonnen und damit auch den Grundstein für seinen Erfolg in der Automobilzuliefererbranche gelegt.

Faurecia-Chef kehrt zu seinen Wurzeln zurück

Von Gesche Wüpper, Paris

Sein Unternehmen brauche Hella, sagt Faurecia-Chef Patrick Koller in perfektem Deutsch. „Und wir glauben, dass Hella uns auch braucht.“ Für Koller ist die Übernahme des deutschen Scheinwerferspezialisten eine Art Rückkehr zu den Wurzeln. Denn nach dem Studium an der Ingenieurhochschule École Supérieure des Sciences et Technologies de l’Ingénieur (Esstin) in Nancy hat der 1959 als Sohn eines Deutschen und einer Französin geborene Manager seine Karriere einst nach einer ersten Station in der Stahlindustrie bei Hella begonnen und damit auch den Grundstein für seinen Erfolg in der Automobilzuliefererbranche gelegt.

Damals habe ihm seine doppelte Staatsangehörigkeit geholfen, sagte Koller einmal. Für Autobauer sei es damals entscheidend gewesen, Zulieferer zu haben, die „Made in Germany“ bieten konnten. Koller machte sich nicht nur deshalb schnell einen Namen in der Branche. Nachdem er Valeo einen großen Auftrag vor der Nase wegschnappte, warb ihn der französische Automobilzulieferer ab. Für ihn war der Vater von drei erwachsenen Kindern ebenfalls in Deutschland, aber auch in Großbritannien tätig. Die Jahre bei Valeo hätten ihn geprägt, berichtete ein früherer Mitarbeiter einmal „Le Monde“. Koller habe die Führungsmethoden des früheren Valeo-Chefs Noël Goutard bewundert.

Wie Goutard hat Koller ebenfalls einen Teil seiner Kindheit in Marokko verbracht, wo sein Vater seinerzeit für Siemens tätig war. „Ich mag die Industrie und ich mag das Internationale“, erklärt er. „Das kommt vermutlich aus meiner Kindheit.“ Entsprechend leicht tut er sich mit anderen Sprachen. Immerhin kam es in seinem Elternhaus oft vor, dass ein Satz auf Deutsch begonnen und auf Französisch beendet wurde. Nicht nur deshalb gilt Koller, der im Gegensatz zu vielen anderen französischen Firmenchefs weder die Kaderschmiede École Nationale d‘Administration (ENA) noch die Elitehochschule École Polytéchnique besucht hat, in Frankreich als atypisch.

Einige Neider werfen ihm auch einen etwas brutalen Führungsstil vor. Er treibe Faurecia manchmal etwas zu sehr an, sagen sie. Er presche voran, gehe Risiken ein, befehle und verlange viel. Unter seiner Führung habe sich Faurecia endlich auch Zukunftstechnologien zugewandt, loben dagegen andere Mitarbeiter. Dabei geholfen haben auch Übernahmen wie der Kauf von Parrot Automotive, dem Erfinder von Freisprechanlagen für Autos, oder die Akquisition des japanischen Herstellers von Navigationsgeräten Clarion. „Wir wollen die Abhängigkeit von Verbrennungsmotoren reduzieren“, sagt Koller. Sie soll von derzeit rund 25% bis 2025 auf 10% sinken. „Wir wollen mehr Elektronik, mehr Software.“ Zusammen seien Faurecia und Hella ideal positioniert, um auf die strategischen Entwicklungen antworten zu können, die den Wandel der Branche derzeit antrieben. Zu den Megatrends zählt der Chef Fahrassistenzsysteme und die Reduzierung von Schadstoffemissionen.

Die Schulden des Konzerns, die sich Ende Juni auf 3,3 Mrd. Euro beliefen, will Koller nun auch mit dem Verkauf von Aktivitäten mit einem Volumen von 500 Mill. Euro finanzieren. Das Geschäft mit sauberer Mobilität steht allerdings nicht zur Disposition.

Neue ehrgeizige Ziele

Als Koller im Sommer 2016 nach zwei Jahren als für das operative Geschäft zuständige Nummer zwei das Ruder bei der früheren PSA-Tochter von Yann Delabrière übernahm, hatte Faurecia gerade Jahre der Restrukturierungen hinter sich gebracht. Der Wachwechsel sei mit der letzten Phase der Erholung des 1999 aus der Fusion der Zulieferer Bertrand Faure und Ecia entstandenen Unternehmens zusammengefallen, erklärt er. So habe Faurecia 2016 endlich Ergebnisse veröffentlicht, die die 2013 gegebenen Versprechen übertroffen hätten. Nun hat sich Koller neue ehrgeizige Ziele gesetzt, denn er will zusammen mit Hella doppelt so schnell wachsen wie der Automobilmarkt.

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