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Ford findet endlich einen China-Chef

Von Norbert Hellmann, Schanghai Börsen-Zeitung, 26.10.2018 Der US-Automobilriese Ford hat eine neue Besetzung für den seit neun Monaten vakanten Chefposten für das China-Geschäft des Konzerns gefunden. Der chinesischstämmige Amerikaner Anning Chen...

Ford findet endlich einen China-Chef

Von Norbert Hellmann, SchanghaiDer US-Automobilriese Ford hat eine neue Besetzung für den seit neun Monaten vakanten Chefposten für das China-Geschäft des Konzerns gefunden. Der chinesischstämmige Amerikaner Anning Chen (57) soll mit Wirkung zum 1. November die Leitung für den China-Auftritt übernehmen und dabei direkt an die Zentrale in Detroit beziehungsweise Fords President of Global Markets Jim Farley berichten. Ford hat gleichzeitig die zunehmend unter Druck stehende Einheit in den Rang einer eigenständigen Konzernsparte gehoben und will damit den verstärkten Fokus auf den chinesischen Markt unterstreichen. Alter BekannterChen ist ein alter Bekannter des Hauses, denn der promovierte Ingenieur hatte seine Karriere im Automobilsektor im Jahr 1992 bei Ford begonnen und war dort über 17 Jahre hinweg in verschiedenen Managementfunktionen mit Schwerpunkt in der Entwicklung von Produkt- und Technologieplattformen sowie Joint- Venture-Anbahnung tätig.Zu Dekadenbeginn kehrte der in China geborene, aber in den USA aufgewachsene Chen wieder zu seinen Wurzeln zurück, trat in eine Leitungsfunktion als Deputy General Manager beim chinesischen Autobauer Chery Automobile ein und fungierte dabei auch als Chairman für die Joint Ventures von Chery mit dem britischen Premium-Autohersteller Jaguar Landrover sowie dem Chery-Partnerunternehmen Qoros.Anders als bei der in China stark vorangekommenen Jaguar Landrover muss sich Chen nun mit einem zuletzt immer schleppenderen China-Geschäft des Ford-Konzerns und dem nicht ganz reibungslos verlaufenden Joint Venture mit der heimischen Chongqing Changan Automobile auseinandersetzen.Ford hatte insbesondere nach dem Auslaufen von chinesischen Steuerprämien für Kleinfahrzeuge und danach rückläufigen Absatzzahlen beim zeitweiligen Erfolgsmodell Ford Kuga zunehmend an Schwung verloren und steht vor der Herausforderung, die Modellpalette mit in China produzierten Fahrzeugen deutlich auszuweiten. Zuletzt hatte Ford im diesjährig auch insgesamt stark abbremsenden chinesischen Pkw-Markt nach neun Monaten einen Absatzrückgang um 30 % zu beklagen, während der Gesamtmarkt in diesem Zeitraum noch um 1,5 % vorankam. Zuletzt im September brachen die Verkäufe von Ford in China gar um 43 % gegenüber Vorjahr ein. Als wesentliches Manko erweist sich dabei das Fehlen eines konkurrenzfähigen SUV-Modells. Zweiter AnlaufAnalysten betonen, dass Ford gut beraten ist, einen chinakundigen und Mandarin sprechenden Spitzenmanager für das Geschäft im Reich der Mitte einzusetzen, um die Lokalisierungsstrategie voranzutreiben und das als strapaziert geltende Verhältnis mit dem heimischen Partner Changan zu stärken. Ford hatte bereits im vergangenen Jahr einen entsprechenden Anlauf mit der Berufung des ebenfalls chinesischstämmigen Jason Luo zum Landeschef für die Ford-Aktivitäten unternommen.Luo, der sich einen Namen als Erfolgsmanager und Dealmaker in der US-Automobilzulieferindustrie gemacht hatte, war im Sommer 2017 als CEO der Key Safety Systems (KSS) von Ford auserwählt worden, um das China-Geschäft wieder flottzumachen. Der zunächst als Idealbesetzung gefeierte Luo schockte die Detroiter Geschäftsleitung dann allerdings, als er im Januar 2018 aus persönlichen Gründen mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt einreichte (vgl. BZ vom 30. Januar). Mittlerweile ist Luo wieder in die USA zurückgekehrt und fungiert als Senior Advisor bei der Private-Equity- und Investment-Boutique Crestview Partners.