Touristikkonzern

Fritz Joussen wird 60

Nach dem Abschied von Tui ist Fritz Joussen, der am Mittwoch 60 Jahres alt wird, zu seinen Wurzeln zurück gekehrt.

Fritz Joussen wird 60

Fritz Joussen 60

Heidi Rohde
hei Frankfurt

Zehn Jahre stand Fritz Joussen an der Spitze der Tui, bevor er den Stab im September vergangenen Jahres an seinen Weggefährten Sebastian Ebel übergab. Aber zuletzt machte der umtriebige Manager, der am Mittwoch seinen 60. Geburtstag feiert, in einer neuen Rolle von sich reden, in die gleichsam seine Altexpertise einfließt. Als freier Berater unterstützt der ehemalige Chef von Vodafone Deutschland United Internet und die Telekommunikationstochter 1&1 beim Aufbau ihres neuen 5G-Netzes. Damit kehrt der Elektrotechnik-Ingenieur, der in Aachen studiert und das Ruhrgebiet stets als Heimat behalten hat, zu seinen Wurzeln zurück.

Joussen, der seine Karriere 1988 im damaligen Mannesmann-Konzern in der jungen Mobilfunksparte begann, rückte nach der Übernahme durch Vodafone – nach einem Ausflug in die Konzernzentrale in Newbury als Leiter Global Product Management – 2005 an die Spitze der Deutschlandtochter. Er baute sie zur wichtigsten Landesgesellschaft des Konzerns aus, sein Wechsel in den Chefsessel eines branchenfremden Unternehmens wie Tui kam 2012 überraschend. Allerdings hatte der Vodafone-Konzern seine Entscheidung nicht zuletzt durch eine rigide Investitonspolitik und zögerliche M&A-Strategie in Deutschland befördert.

Der damals 49-jährige Manager, für den das Glas immer eher halb voll als halb leer ist, stellte den Touristikriesen durch die Fusion mit Tui Travel strategisch neu auf und formte aus einem mäßig profitablen Reiseveranstalter einen „integrierten Touristikkonzern“, dessen Ertragskraft auf einem wachsenden Hotel- und Kreuzschiff-Portfolio ruhte. Diese von ihm stets als „Asset-Right-Strategie“ bezeichnete Aufstellung drohte dem Unternehmen in der Pandemie aufgrund der Kapitalbindung beinahe zum Verhängnis zu werden. Tui, deren Geschäft im März 2020 praktisch über Nacht zum Erliegen kam, musste vom Staat mit milliardenschweren Krediten gerettet werden. Die Pandemie war ein unternehmerischer und finanzieller Kraftakt, während dessen sich der Vorstand mehr als einmal gefühlt am Rande der Insolvenzverschleppung bewegte. Nachdem die unmittelbare existenzielle Bedrohung im Sommer 2022 gebannt schien, schied Joussen zum 30. September aus, drei Jahre vor Ablauf seiner Bestellung.