Früherer Audi-Chef Stadler kommt frei
sck – Der ehemalige Vorstandschef von Audi, Rupert Stadler, ist nach viereinhalb Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Der 55-Jährige saß seit dem 18. Juni dieses Jahres im Zusammenhang mit dem Dieselabgasbetrug in der Justizvollzugsanstalt Augsburg-Gablingen. Das Oberlandesgericht München teilte mit, den vollzogenen Haftbefehl “außer Vollzug” gesetzt zu haben. Dies sei “vertret- und verantwortbar”.Damit gab das Gericht einer Beschwerde seines Münchner Anwalts Thilo Pfordte statt, nachdem ein erster Anlauf im August gescheitert war (vgl. BZ vom 14. August). Kaution und KontaktverbotFür seine Freilassung muss Stadler allerdings hohe Auflagen erfüllen. Die Justiz verhängte gegen ihn ein Kontaktverbot “zu allen für das Ermittlungsverfahren relevanten Personen”. Dafür habe der Beschuldigte eine Kaution zu hinterlegen.Über die Höhe dieser Sicherheitsleistung machte das Oberlandesgericht keine Angaben. Eine Justizsprecherin begründete dies damit, dass die Öffentlichkeit ansonsten Einblick erhielte in Stadlers Vermögensverhältnisse. Ungeachtet dessen dürfte die Kaution eine mittlere bis höhere einstellige Millionensumme umfassen.Die Haftentlassung bedeutet aber nicht, dass das Verfahren gegen Stadler damit eingestellt ist. Im Gegenteil: Das Oberlandesgericht schloss sich der Meinung des Landgerichts München und der Staatsanwaltschaft an, dass gegen den früheren CEO der Ingolstädter Volkswagen-Tochter “weiterhin ein dringender Tatverdacht” bestehe. Auch der Haftgrund der Verdunkelungsgefahr bestehe fort, schreibt die Justizbehörde. Gegen Stadler wird weiter ermittelt. Sollte das Gericht eine mögliche Anklage der Staatsanwaltschaft gegen ihn stattgeben, käme es aller Voraussicht nach zu einem Prozess. Die Strafermittler werfen ihm vor, von den Abgasmanipulationen gewusst zu haben, bevor dies im September 2015 an die Öffentlichkeit kam. Danach soll Stadler zur Aufklärung der Vorwürfe nicht überzeugend beigetragen haben beziehungsweise die Ermittlungen sogar behindert haben, heißt es.In der Causa Audi gelten bislang 20 Beschuldigte des Betrugs als tatverdächtig. Stadler ist der bislang ranghöchste ehemalige Manager aus dem Wolfsburger Mehrmarkenkonzern, den die Justiz wegen der jahrelangen umfangreichen Abgasmanipulationen im Visier hat. OpferrolleEr selbst bestreitet die Vorwürfe. Der Oberbayer sieht sich in dem Fall eher als Opfer denn als Täter. Im Herbst 2015, nur wenige Wochen nach Bekanntgabe der Vorwürfe gegen VW in den USA, gab Stadler seinen eigenen Ingenieuren die Schuld, die ihn über Machenschaften nicht rechtzeitig aufgeklärt hätten. Der Topmanager konnte sich noch lange im Amt halten, obgleich der Druck auf ihn intern wie extern wuchs. Die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch ließen ihn erst fallen, als das Maß längst voll war.Anfang Oktober – da saß Stadler bereits über drei Monate in U-Haft – lösten die Aufsichtsräte von VW und Audi seine Verträge auf (vgl. BZ vom 3. Oktober). In seiner Rolle als Audi-Chef gehörte der Betriebswirt auch dem VW-Vorstand an. Abfindung nur bei UnschuldIm Rahmen der Trennung bekommt Stadler aber nur dann eine Millionen-Abfindung ausbezahlt, wenn er seine Unschuld gerichtsfest bewiesen hat. Eine Woche nach einer Razzia in seinen privaten Wohnräumen im Ingolstadt kam der frühere Vertraute von Ex-VW-Chef Martin Winterkorn im Juni in U-Haft.Die CEO-Aufgaben übernahm zu diesem Zeitpunkt vorläufig Audi-Vertriebsvorstand Bram Schott. Nach Stadlers Vertragsauflösung bestätigte das Kontrollgremium den 57-jährigen Niederländer als CEO von Audi, obgleich er eigentlich nur als Übergangslösung gilt. So soll der frühere BMW-Beschaffungsvorstand Markus Duesmann (49) künftig die von der Dieselkrise stark durchgerüttelte und deutlich verunsicherte VW-Tochter führen.