Souveräner Auftritt der neuen Fuchs-Finanzchefin Saglik
Souveräner Auftritt der neuen Fuchs-Finanzchefin Saglik
md Frankfurt
Es ist der erste Auftritt von Esma Saglik als CFO des Schmierstoffherstellers Fuchs vor Medienvertretern. Die neue Finanzchefin wirkt in der Halbjahreskonferenz souverän; Nervosität ist ihr kaum anzumerken. Als hätte sie es schon x-mal gemacht, präsentiert Saglik das Zahlenwerk und schildert die Gründe für die Prognosesenkung vor zwei Wochen – eine undankbare Aufgabe in der ersten Pressekonferenz.
„Cash is King“
Für ihre Arbeit als CFO von Fuchs setzt sie eine klare Priorität: „Cash is King. Wenn Sie kein Geld haben, ist jede Ebit-Kennzahl – mag sie auch noch so gut sein – irrelevant." Um den Cashflow so stark wie möglich zu machen, sei aber die Profitabilität wichtig. Kurzfristig liege ihr Augenmerk darauf, durch die volatilen Marktgegebenheiten hindurchzunavigieren. Dafür müssten die Kosten unter Kontrolle gehalten werden. Eine weitere Aufgabe, der sich Saglik stellt, ist, die internen Systeme der Gruppe auf einem SAP-Programm zu harmonisieren.
Anfang März hatte Fuchs die Berufung Sagliks (Jahrgang 1975) zum 1. Mai bekannt gegeben. Sie wurde für drei Jahre bestellt. Zuvor war die Betriebswirtin seit 2020 als CFO für Rehau Industries tätig gewesen. Sie bringt langjährige und internationale Erfahrung im Finanzbereich aus verschiedenen Führungspositionen in Industrieunternehmen mit.
Saglik löste Isabelle Adelt ab, die seit 1. November 2022 auf dem CFO-Stuhl gesessen hatte. Der Aufsichtsrat sei mit Adelt übereingekommen, den zum 31. Oktober auslaufenden Vorstandsvertrag nicht zu verlängern, hieß es in der Mitteilung. Sie wolle „sich in Zukunft neuen beruflichen Herausforderungen außerhalb von Fuchs widmen“.
„Nicht direkt, indirekt doch“
Zum jüngst zwischen der EU und den USA ausgehandelten Zollabkommen, das Importzölle von 15% in die USA vorsieht, sagt Saglik: „Die Zölle tangieren uns nicht direkt, aber indirekt doch.“ Fuchs habe in den vergangenen Jahren stark in lokale Produktion investiert. Dadurch sei die direkte Wirkung der US-Importzölle bislang „vernachlässigbar“, wie Vorstandschef Stefan Fuchs sagte, zumal viele Chemieprodukte bzw. Schmierstoffe von den Zöllen ausgenommen seien. Diese Ausnahmen gelten sowohl für die EU, als auch für Kanada und Mexiko, die noch keine Zollvereinbarungen mit den USA geschlossen haben. Aber die Unsicherheit über den Ausgang der Zolldebatte habe insbesondere im zweiten Quartal die Erwartungen im Markt gedrosselt.

Foto: Fuchs
Großvolumige Geschäfte in neuen Segmenten
„Wir haben aktuell einen ungünstigen Produktmix in den USA“, erklärte Saglik die gemessen an den Erwartungen schwachen Zahlen des zweiten Kalenderviertels. Stefan Fuchs wies zum einen auf die dortige Konsumzurückhaltung im abgelaufenen Quartal hin, weil US-Verbraucher die Preiserhöhungen infolge der Importzölle antizipierten und mehr sparten. Zum anderen sei das Bestandsgeschäft im zweiten Quartal rückläufig gewesen, weil sich neue Segmente mit Umsatzpotenzial im Aufbau befänden. „Wir haben da zwei, drei großvolumige Geschäfte in den USA an Land geholt, die am Anfang unterproportional in der Rendite sind, weil wir lernen müssen, mit diesen Geschäften umzugehen.“
Die anderen Regionen hätten sich aber „ordentlich geschlagen“, sagte der CEO. „Asien sogar sehr positiv.“ In China komme Fuchs zugute, dass man dort viel lokale Produktion aufgebaut habe. Und es tun sich sogar Wachstumschancen auf: Im Reich der Mitte hätten viele Kunden bislang Spezialprodukte aus den USA eingeführt, die nun aber mit Zöllen belegt sind. „Da können wir unser Geschäft vielleicht ausweiten“, so Fuchs, „weil wir einer der wenigen Anbieter sind, die in China alles lokalisiert haben.“
23 Jahre in Folge die Dividende erhöht
Fuchs hat in den vergangenen 23 Jahren die Dividende für die Vorzugsaktie Jahr für Jahr erhöht – auch in Krisenjahren wie zuletzt während der Corona-Pandemie. Im Durchschnitt lag der Anstieg bei 13%. Für 2024 wurden 1,17 (i.V. 1,11) Euro je Aktie gezahlt. „Die 24. Dividendenerhöhung in Folge haben wir uns fest vorgenommen“, sagte nun Stefan Fuchs.
Mitte Juli hatte Fuchs die Jahresprognosen gekappt. Die Nachfrage sei u.a. wegen des Zollstreits mit den USA weiter zurückhaltend, hieß es. Zudem dürfte die insgesamt schwache Gesamtkonjunkturlage bis Jahresende andauern. CEO Fuchs bestätigte am Donnerstag: „Mit einer spürbaren Markterholung rechnen wir auch im zweiten Halbjahr nicht.“
Für 2025 rechnet das Management nun mit einem Umsatz sowie Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf Vorjahresniveau. Zuvor war ein Umsatzplus auf rund 3,7 (3,5) Mrd. Euro und ein Zuwachs des operativen Ergebnisses auf rund 460 (434) Mill. Euro angepeilt worden. Lediglich der Zielwert für den freien Cashflow vor Akquisitionen von rund 260 (306) Mill. Euro war nicht verändert worden.
Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz im Jahresvergleich um gut 2% auf 1,8 Mrd. Euro, das Ebit schrumpfte aber um gut 4% auf 209 Mill. Euro. Für Fuchs ist die Autoindustrie bedeutsam; dort macht das Unternehmen rund 30% des Umsatzes.
Trotz Kosteneinsparungen kein Stellenabbau
Fuchs hatte 2024 einen im Vergleich zum Vorjahr unveränderten Umsatz von 3,5 Mrd. Euro erzielt, das Nettoergebnis wurde um 7% auf 302 Mill. Euro gesteigert. Die mit ihren Vorzugsaktien im MDax enthaltene Gruppe, die nicht nur organisch, sondern auch durch zahlreiche Übernahmen wächst, hatte per Ende Juni weltweit knapp 6.900 Beschäftigte. „Wir sind bei weitem noch nicht da, dass wir Stellen abbauen werden“, betonte Saglik angesichts der zwar nach unten korrigierten Prognosen – die in der Gruppe zu Kosteneinsparmaßnahmen führen –, aber der immer noch positiven Ergebnisse.

Foto: Fuchs
Das Management des Familienunternehmens arbeitet derzeit am neuen Strategiezyklus „Fuchs 100“, der Anfang nächsten Jahres vorgestellt werden und für 2026 bis 2031 gelten soll. Dann wird das Unternehmen 100 Jahre alt – daher der Name. Die laufende Strategie „Fuchs 2025“ läuft Ende dieses Jahres ab.