Führungsduo von Uber ist wie für Börsengang gemacht
Von Stefan Paravicini, New YorkDer Startschuss ist gefallen. Der US-Fahrdienstvermittler Uber hat in den Vereinigten Staaten die Unterlagen zu seinem lange erwarteten Mega-IPO veröffentlicht und dürfte sein Debüt Anfang Mai an der New York Stock Exchange geben. Angepeilt wird nach US-Medienberichten eine Bewertung von bis zu 100 Mrd. Dollar, wobei auch schon 120 Mrd. Dollar im Gespräch waren (vgl. BZ vom 11. April). Den Rivalen Lyft, der Ende März an der Nasdaq gestartet ist und dabei eine Bewertung von etwas mehr als 20 Mrd. Dollar erzielte, wird der Marktführer mit dem größten Börsengang des Jahres in jedem Fall hinter sich lassen. Uber dürfte – mit Unterstützung von Morgan Stanley, Goldman Sachs und Bank of America – einer der zehn größten Börsengänge in den USA gelingen.Regie bei dem IPO führt Finanzchef Nelson Chai, der erst im vergangenen Sommer zu Uber gestoßen ist. Die Berufung war damals ein wichtiger Erfolg für CEO Dara Khosrowshahi, der im Jahr zuvor für den Firmengründer Travis Kalanick an die Spitze gerückt war. Bei beiden Personalien standen die Aussichten für ein erfolgreiches IPO im Vordergrund. Denn Kalanick, der weiterhin im Board von Uber sitzt und knapp 7 % der Anteile hält, hatte die Investoren mit Blick auf einen Börsengang nicht nur regelmäßig auf die Zukunft vertröstet, sondern mit der von ihm gepflegten Firmenkultur, den damit verbundenen Skandalen und so entstandenen Reputationsschäden auch die Aussichten für ein erfolgreiches IPO geschmälert.Einflussreiche Investoren, vorneweg Benchmark Ventures, lieferten sich einen zum Teil öffentlich ausgetragenen Machtkampf mit dem Firmengründer und zwangen ihn im Sommer 2017 zum Rücktritt. Es folgte ein teilweise chaotischer Auswahlprozess für die Nachfolge, dem unter anderem die ehemalige HP-Chefin Meg Whitman sowie Jeff Immelt, der frühere CEO und Chairman von General Electric zum Opfer fielen. Am Ende machte der vergleichsweise wenig bekannte Khosrowshahi das Rennen, der sich zuvor als CEO des Reise- und Vergleichsportals Expedia bewährt hatte.Eine der wichtigsten Aufgaben, die der Board dem 49-Jährigen gleich zu Beginn ins Pflichtenheft schrieb, war die Suche nach einem Finanzchef, der die Vorbereitungen für einen Börsengang anleiten sollte. Denn die Position des CFO war bei Uber verwaist, seit Finanzchef Brent Callinicos das Unternehmen 2015 verlassen hatte. Gautam Gupta, ein ehemaliger Manager der Investmentbank Goldman Sachs, der die Finanzen von Uber führte, ohne die Rolle des Finanzchefs zu übernehmen, verließ die Firma 2017, und der Handlungsbedarf für den Börsenaspiranten wurde akut.Auch Khosrowshahi schien auf der Suche nach einem CFO zunächst wenig Glück zu haben und holte sich eine Abfuhr von Zane Rowe, dem Finanzchef des Softwarekonzerns VMWare. Mit Nelson Chai konnte der Uber-Chef dann aber doch einen Neuzugang vermelden, der das Anforderungsprofil von Uber erfüllte. Denn der 54-Jährige hat sich nicht nur in Führungspositionen bei Merrill Lynch und Nyse Euronext bewährt, wo er es jeweils auch mit John Thain, dem ehemaligen Chef von Merrill Lynch zu tun hatte, der mittlerweile im Board von Uber sitzt. Chai hat mit der elektronischen Handelsplattform Archipelago bereits ein erfolgreiches IPO als Finanzchef eingefädelt und kann Khosrowshahi überdies mit eigener Erfahrung in der CEO-Rolle unterstützen. CFO mit Erfahrung als CEOVor seiner Berufung zu Uber leitete Chai das von der Beteiligungsgesellschaft TPG Capital kontrollierte Versicherungsunternehmen Warranty, das im vergangenen Jahr unter der Regie des CEO den Besitzer wechselte und für 2,5 Mrd. Dollar an Assurant ging.Im Benchmarkindex S&P 500 können nach Angaben der Personalberater von Russell Reynolds Associates nur drei von 100 Finanzchefs eigene Erfahrung als CEO aufweisen.