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Ghosn kommt aus Untersuchungshaft

mf - Der kürzliche Wechsel seines Rechtsbeistands hat sich für den prominenten Automanager Carlos Ghosn (64) bezahlt gemacht. Ein Bezirksgericht in Tokio gab dem Antrag seines neuen Verteidigers Junichiro Hironaka (73) auf Freilassung gegen eine...

Ghosn kommt aus Untersuchungshaft

mf – Der kürzliche Wechsel seines Rechtsbeistands hat sich für den prominenten Automanager Carlos Ghosn (64) bezahlt gemacht. Ein Bezirksgericht in Tokio gab dem Antrag seines neuen Verteidigers Junichiro Hironaka (73) auf Freilassung gegen eine Kaution von 1 Mrd. Yen (7,9 Mill. Euro) statt. Zwar legte die Staatsanwaltschaft Beschwerde ein, weshalb der Ex-Chef von Renault und Nissan eine weitere Nacht im Gefängnis verbringen musste. Doch ein Gericht in Tokio verwarf den Einspruch der Staatsanwaltschaft, so dass Ghosn nach über 100 Tagen in Untersuchungshaft auf freien Fuß kommt.Der Manager hat harte Sicherheitsauflagen akzeptiert, damit er Japan nicht verlassen und Beweise nicht manipulieren kann. Wegen dieser Sorge hatten Richter zwei frühere Anträge des bisherigen Anwaltsteams von Ghosn auf Haftentlassung abgelehnt. Nun hat der Manager mit libanesischen Wurzeln einer Überwachungskamera an seiner Wohnungstür, einem Aufenthalt tagsüber im Büro seines Anwalts und einem begrenzten Zugang zum Internet zugestimmt, um die richterlichen Bedenken auszuräumen. Dieses Kalkül scheint aufgegangen zu sein.Als weiterer Faktor könnte das internationale Ansehen der japanischen Justiz eine Rolle gespielt haben. Staranwalt Hironaka, der mehrere Prominente vor dem Gefängnis bewahrte und daher den Beinamen “Rasierer” trägt, hatte die Gerichte dafür kritisiert, dass sie diejenigen Beschuldigten durch eine lange Inhaftierung benachteiligten, die nicht gestehen wollten. “Wir müssen einen Freispruch von Ghosn erzielen und das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft in Japan wiederherstellen”, sagte Hironaka am Montag. Daran ist auch die Regierung interessiert, die Japan für ausländisches Kapital und Personal öffnen will. Doch die monatelange Inhaftierung von Ghosn hat potenzielle Investoren und Manager von einem Engagement in Japan abgeschreckt.Mit einer Freilassung steigen die Chancen von Ghosn auf eine erfolgreiche Verteidigung, da er sich nun uneingeschränkt mit seinen Anwälten beraten kann.Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die Börse nicht über sein ganzes Einkommen informiert und Geld von Nissan veruntreut zu haben. Dagegen vertritt sein neuer Anwalt Hironaka die Ansicht, Nissan hätte die Vorwürfe intern klären müssen. Dass der Autobauer die Justiz eingeschaltet habe, sei sehr eigenartig, meinte der Anwalt. Damit stützte Hironaka die Behauptung von Ghosn, die Anklagen seien ein Komplott gegen ihn. Das juristische Prozedere für sein Verfahren beginnt noch in diesem Monat, der Prozess dürfte jedoch nicht vor dem Herbst stattfinden.