Mars kauft Hotel Chocolat

Süßes Ende für Angus Thirlwell

Für Angus Thirlwell hat sich seine Leidenschaft für Schokolade gelohnt. Der Verkauf von Hotel Chocolat an Mars bringt dem Großaktionär Millionen.

Süßes Ende für Angus Thirlwell

Süßes Ende für Angus Thirlwell
Mars holt sich Hotel Chocolat

Von Andreas Hippin, London

Mars hat Angus Thirlwell (60) ein Angebot gemacht, das der leidenschaftliche Schokoladenliebhaber nicht ablehnen konnte. Der Hersteller von M&Ms und Snickers legte für das von Thirlwell vor 30 Jahren gegründete Unternehmen 534 Mill. Pfund in bar auf den Tisch, weit mehr als das Doppelte des Börsenwerts vor Bekanntwerden der Offerte. Und so verschwindet ein weiteres britisches Unternehmen vom Kurszettel. Hotel Chocolat gehörte zu den Erfolgsgeschichten am Londoner Wachstumssegment AIM (Alternative Investment Market).

Der Erbe von Mr. Whippy

Thirlwell wird in den britischen Medien gerne mit Willy Wonka vergleichen, der von Roald Dahl erdachten Hauptfigur aus "Charlie und die Schokoladenfabrik". Dabei hat sein Erfolg nichts mit Zauberei zu tun. Sein Vater Edwin war einer der Gründer der Softeis-Marke Mr. Whippy. Er verkaufte sie in den 1940er Jahren aus Eiscremewagen. Viele Jahre später veräußerte er die Marke und zog mit seiner Familie nach Barbados, um dort Geschäfte mit Milchprodukten und Eiscreme zu machen.

Kindheit auf Barbados

Angus, der im nordenglischen Newcastle das Licht der Welt erblickte, war mit dabei. "Auf Barbados aufzuwachsen war großartig", sagte er einmal. "Wir waren jeden Tag nach der Schule im Meer Schwimmen." Die Schokolade, die er auf Barbados vorfand, stammte aus den USA und ließ ihn kalt. Stattdessen habe seine Familie "Schokoladentee" getrunken, eine gesündere und einfachere Version von heißer Schokolade. Dazu kocht man gemahlene Kakaobohnen und fügt Milch und Zucker hinzu.

Starker Sinn fürs Geschäft

Schon bald ging es zurück nach Großbritannien, nach North Yorkshire, wo sein Vater das Druckunternehmen Prontaprint gründete. Doch Angus hatte die karibische Kultur und die Art der Menschen dort ins Herz geschlossen. Während der Ferien arbeitete er in der Firma seines Vaters. Als er in Frankreich Wirtschaft und Französisch studierte, bot ihm eine Hightech-Firma einen Job an. Er gab das Studium auf und blieb in Frankreich, um der Firma beim Export ihrer Produkte zu helfen. Bei seiner Rückkehr nach Großbritannien traf er seinen späteren Geschäftspartner Peter Harris, der ihm einen Vertriebsjob bei einer anderen Tech-Firma anbot.

Mit Pfefferminzbonbons fing alles an

Wenig später, im Jahr 1987, brachten sie gemeinsam die Mint Marketing Company (MMC) an den Start. Die Geschäftsidee: Pfefferminzbonbons, die das Logo des jeweiligen Auftraggebers tragen. Im britischen Geschäftsleben sind sie nicht wegzudenken. Bei fast jedem Meeting bekommt man "Mints" angeboten. Die Verpackungsmaschine, die sie angeschafft hatten, funktionierte nicht. Also mussten sie 20.000 Packungen für ihren ersten Auftrag von Hand einpacken. Thirlwell schreckte das nicht ab. Die Kunden wollten mehr als Pfefferminzbonbons. 1993 begannen sie mit dem Verkauf von Schokolade. Aus MMC wurde Choc Express, ein Pionier des britischen E-Commerce.

Kakaoplantage mit Hotel auf Santa Lucia

Die erste Filiale folgte 2004 in Watford. Der Name wurde in Hotel Chocolat geändert. Ein Hotel kam allerdings erst später dazu – neben einer eigenen Kakaoplantage auf der Karibikinsel Saint Lucia. Das Unternehmen machte sich als Produzent von Qualitätsschokolade aus Kakao, dessen Anbau keine ethischen Probleme aufwarf, einen Namen. Thirlwell, der wie sein Partner Harris 23,2% an Gesellschaft hält, spült der Verkauf Millionen in die Kasse. Als jemand, der immer noch täglich Schokolade konsumiert, meist allerdings in flüssiger Form, muss er hoffen, dass die Qualität nicht leiden wird.