Gründer von Nvidia möchte nicht nur spielen
Von Stefan Paravicini, New YorkDer US-Chiphersteller Nvidia hat unter den Anhängern von besonders ausgefeilten Videospielen eine große Fangemeinde. Die Grafikkarten oder Graphic Processing Units (GPU) der Firma aus Kalifornien gehören mit zum Besten, was man für eine möglichst realistische Darstellung von virtuellen Spielewelten bekommen kann. Doch die Chips des 1993 gegründeten Konzerns haben viel mehr drauf als Ballerspiele. Die GPUs von Nvidia stehen heute unter anderem auch bei Schürfern von Kryptowährungen sowie bei Entwicklern von Anwendungen künstlicher Intelligenz hoch im Kurs. Sie alle bauen auf die besondere Leistungsfähigkeit von GPUs, die es auch bei der Berechnung von Videospielwelten mit anspruchsvollen Kalkulationen zu tun haben. Die Grafikchips von Nvidia gelten deshalb auch im Bereich maschinellen Lernens als führend und kommen unter anderem beim Autobauer Tesla zum Einsatz, der seine Autos mit Unterstützung von GPUs zu autonomen Fahrzeugen weiterentwickeln will.Dass Nvidia sich in diesen Zukunftsfeldern hinter größeren Chipherstellern wie Intel oder AMD nicht verstecken muss, ist kein Zufall. “Wir haben daran geglaubt, dass dieses Rechenmodell Probleme lösen kann, die allgemeinere Rechenmodelle nicht lösen können”, erinnerte sich CEO und Gründer Jen-Hsun Huang in einem Gespräch mit der Zeitschrift “Fortune” an die Anfänge des Unternehmens und die Entscheidung für den Fokus auf Grafikchips. “Wir haben außerdem beobachtet, dass Videospiele sowohl die anspruchsvollsten Herausforderungen für Berechnungen von Computern darstellen als auch unglaublich große Absatzvolumen bieten”, erklärte der Firmenchef. Videospiele seien für Nvidia und ihre GPUs so etwas wie eine “Killer-App” gewesen, mit der das Unternehmen schnell große Märkte und Umsätze erreichen konnte, sagte der heute 56-Jährige. Das habe Nvidia erst die nötigen Forschungsarbeiten ermöglicht, um heute große Rechenprobleme wie etwa im Bereich des maschinellen Lernens angehen zu können, sagte Huang dem US-Magazin vor etwas mehr als einem Jahr.Die Anfänge waren bescheiden. Vor rund 25 Jahren startete Huang das Unternehmen zusammen mit Chris Malachowsky und Curtis Priem in einem kleinen Büro in Sunnyvale, Kalifornien, damals offenbar eine gefährliche Adresse. “Die Filiale von Wells Fargo, mit der wir uns den Parkplatz teilten, wurde zwei oder drei Mal überfallen”, erinnert sich Jeff Fischer, einer der ersten Angestellten. Malachowsky und Priem hatten kurz zuvor als Ingenieure bei Sun Microsystems einen internen Machtkampf verloren. Huang, damals 29 Jahre alt, arbeitete für den Chiphersteller LSI Logic und sah die Zukunft ebenfalls in leistungsfähigen GPUs. Das gemeinsame Abenteuer musste zunächst ohne Namen auskommen. NV für “Nächste Version”, hieß es in frühen Firmenunterlagen, bis der anstehende Eintrag ins Firmenregister einen Firmennamen erforderlich machte. Die Gründer suchten nach Worten mit den Buchstaben NV und wurden beim lateinischen Invidia (Neid) fündig. Börsengang im Jahr 1999Im Jahr 1999 erfolgte der Börsengang, bei dem die Firma 42 Mill. Dollar einsammelte und am ersten Handelstag einen Sprung um knapp zwei Drittel auf einen Börsenwert von 620 Mill. Dollar schaffte. Der Boom rund um künstliche Intelligenz und Kryptowährungen verhalf Nvidia 2017 zu einer Verdoppelung der Marktkapitalisierung, die im Herbst des vergangenen Jahres ein Allzeithoch von 176 Mrd. Dollar erreichte. Am Montag verlor Nvidia nach einer Prognosesenkung zeitweise 18 % und ist derzeit noch etwas mehr als 80 Mrd. Dollar wert.