Hans Rudolf Wöhrl 70
Von Lisa Schmelzer, FrankfurtZum Trübsal blasen hat Hans Rudolf Wöhrl keine Zeit, der Unternehmer hat jede Menge Projekte auf der Agenda. Trotzdem merkt man ihm den Ärger an, wenn er darauf angesprochen wird, dass er bei der Verteilung von Air Berlin leer ausgegangen ist. “Lufthansa und die Bundesregierung wollten von Anfang an jeden Versuch, die Air Berlin zu erhalten, unmöglich machen!”, sagt Wöhrl, der am Montag seinen 70. Geburtstag feiert, der Börsen-Zeitung.”Deswegen kamen wir mit unserem Angebot, die gesamte Air Berlin zu erhalten, auch nicht zum Zug.” Die deutsche und die europäische Airline-Branche wird sich seiner Ansicht nach durch den Zugriff der Lufthansa auf die zweitgrößte deutsche Fluglinie “dramatisch” verändern – “und zwar sowohl hinsichtlich des Angebotes, das ausgedünnt wird, als auch hinsichtlich der Preise, die deutlich steigen werden. Dass auch das restliche Stückchen Servicequalität auf der Strecke bleiben wird, ist nur logisch!”Wöhrl ist seit mehr als vierzig Jahren in der Luftfahrtbranche unterwegs, 1975 hat er den NFD (Nürnberger Flugdienst) gegründet, einen der Vorgänger der heutigen Lufthansa-Tochter Eurowings. Engagiert war er auch bei der Deutschen BA, die er zwischen 2003 und 2006 saniert und anschließend an Air Berlin verkauft hat, ebenso wie die Fluggesellschaft LTU. Quasi nebenbei war der Ehemann der CDU-Politikerin Dagmar Wöhrl auch in Mode aktiv und hat eine Zeit lang den von seinen Eltern 1970 abgekauften Filialisten Wöhrl mit ausgebaut. Berater im Airline-GeschäftFür die entscheidenden Mitspieler unter den Airlines hält Wöhrl, der nach wie vor international als Berater im Airline-Geschäft tätig ist und über seine Firmengruppe auch Handelsaktivitäten, Hotels und Immobilien im Portfolio hat, die Low-Cost-Carrier. Gerade die großen zwei, drei dieser Branche wachsen deutlich schneller als etablierte Unternehmen wie Lufthansa, British Airways und Air France “und da wird es noch einmal wirklich spannend”. Unternehmen wie Lufthansa wird es laut Wöhrl nur sehr eingeschränkt gelingen, sich dem Kostenniveau der billigen Anbieter anzunähern, selbst in den eigens für diesen Wettbewerb gegründeten Tochterunternehmen. Nicht mutig genugTrotz seiner zahlreichen Engagements fällt der Rückblick des umtriebigen Unternehmers nicht nur positiv aus. “Das klingt vielleicht komisch, aber ich würde heute manches mutiger angehen. Aber wenn man etwas mühsam aufgebaut hat, jeden Cent umdrehen musste, bevor man ihn ausgab, dann wird man auch vorsichtiger”, sagt er.”Ich habe manche gute Gelegenheit nicht wahrgenommen, weil mir das Risiko (auch für meine Mitarbeiter) zu groß war. Etwas mehr wäre aber schon möglich gewesen.” Und was ihn heute noch ärgert: “Ein Jahr vor dem Abitur die Schule geschmissen zu haben!” Das habe ihm zwar nicht geschadet, “aber es war das einzige Projekt, das ich begonnen und nicht zu Ende gebracht habe”.