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Heftiger Streit bei EssilorLuxottica

Von Gerhard Bläske, Mailand Börsen-Zeitung, 22.3.2019 Wenige Monate nach der Hochzeit hängt beim italienisch-französischen Brillenriesen EssilorLuxottica schon der Haussegen schief. Leonardo Del Vecchio, Großaktionär und Executive Chairman, wirft...

Heftiger Streit bei EssilorLuxottica

Von Gerhard Bläske, MailandWenige Monate nach der Hochzeit hängt beim italienisch-französischen Brillenriesen EssilorLuxottica schon der Haussegen schief. Leonardo Del Vecchio, Großaktionär und Executive Chairman, wirft dem französischen Co-CEO Hubert Sagnières in einem Interview mit “Le Figaro” in ungewöhnlich scharfer Form vor, sich illoyal zu verhalten, die 2017 geschlossene Vereinbarung gebrochen und das Vertrauensverhältnis zerstört zu haben.Sagnières verhalte sich so, als habe Essilor Luxottica übernommen, und habe seit Januar 2018 vier Essilor-Manager in Schlüsselpositionen berufen, ohne den Aufsichtsrat darüber zu informieren. Del Vecchio will sich “Aktionen” zur Wahrung seiner Interessen vorbehalten. Lebenswerk bedroht?Del Vecchio, der den Brillenfassungshersteller Luxottica 1961 gegründet und seine 62,4 % in den fusionierten Konzern eingebracht hat, sieht sein Lebenswerk bedroht. Der 83-Jährige hält über das Vehikel Delfin 38,3 % der Anteile, kontrolliert aber lediglich 31 % der Stimmrechte der fusionierten Gruppe. Weitere Großaktionäre gibt es nicht. Die Spitzenpositionen in dem Konzern, der 2018 auf einen Umsatz von 16,3 Mrd. Euro und einen Nettogewinn von 1,2 Mrd. Euro kam und innerhalb von fünf Jahren Kostensynergien von 420 Mill. bis 600 Mill. Euro erwartet, sind gleichmäßig zwischen Essilor- und Luxottica-Managern verteilt. Die Managementstrukturen wurden für drei Jahre festgelegt.Eine Scheidung verlangt Del Vecchio derzeit noch nicht. Der Aufsichtsrat müsse jedoch unmittelbar “geeignete Maßnahmen” einleiten, fordert Del Vecchio in einer scharf formulierten Pressemitteilung und in dem Interview.Bei EssilorLuxottica brodelt es intern seit vielen Wochen. Öffentlich aufgebrochen sind die Konflikte dann, nachdem Del Vecchio seine rechte Hand Francesco Milleri als seinen Nachfolger an die Spitze hieven und ihm zunächst Kompetenzen übertragen wollte. Dagegen machte die französische Seite mobil. Bei der Besetzung von Spitzenposten, insbesondere des CEO, soll in einem komplizierten Verfahren unter Einbeziehung eines Nominierungskomitees ein Headhunter mit eingeschaltet werden. Eine Aufsichtsratssitzung brachte diesbezüglich aber jüngst kein Ergebnis.Del Vecchio fordert Sagnières dazu auf, ihm offen zu sagen, wenn er ein Problem mit ihm habe. Er sei bereit, darüber zu diskutieren und den Aufsichtsrat als Schiedsrichter zu akzeptieren. Del Vecchio gibt sich zuversichtlich, dass die versprochenen Synergien realisiert werden. An der Börse wird der Streit wenig goutiert: Der Aktienkurs, der noch im November bei 120 Euro lag, ging am Donnerstag um 6,5 % auf 98,12 Euro zurück. Das ist der tiefste Stand seit der Fusion Ende 2018. der Börsenwert liegt damit bei 21,5 Mrd. Euro.Die Auseinandersetzung passt in das angespannte italienisch-französische Klima, etwa wegen des Baus der Bahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Lyon und Turin – auch wenn sich Paris und Rom zuletzt um Mäßigung bemüht haben. Im Hintergrund spielt auch eine Rolle, dass französische Konzerne in den vergangenen Jahren zahlreiche italienische Unternehmen übernommen haben.