Versicherer

Helvetia-Chef kündigt überraschend Abschied an

Der Schweizer Versicherer Helvetia trennt sich überraschend von seinem Chef Philipp Gmür. In seine Amtszeit fallen eine umstrittene Übernahme und eine magere Aktienkursentwicklung. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Helvetia-Chef kündigt überraschend Abschied an

dz – Philipp Gmür, CEO der Schweizer Helvetia Versicherungen, hat überraschend seinen Rücktritt per Mitte 2023 bekannt gegeben. Der 59-jährige Jurist wolle „andere Aufgaben außerhalb der Helvetia Gruppe übernehmen“, heißt es in einer Medienmitteilung des Unternehmens ohne weitere Informationen.

Gmür ist seit 30 Jahren für Helvetia tätig. Während 13 Jahren leitete er das Geschäft in der Schweiz, dem für Helvetia mit Abstand wichtigsten Ländermarkt. Im September 2016 avancierte er zum CEO, nachdem sich sein Vorgänger Stefan Loacker nach neun Jahren von dem Posten zurückgezogen hatte. Der Österreicher soll sich schlecht verstanden haben mit dem damals frisch als Verwaltungsratspräsidenten inthronisierten früheren Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz. Bald darauf räumte der Banker seinerseits den Posten. Betrug und andere Vorwürfe im Zusammen mit seiner früheren Tätigkeit als Raiffeisen-CEO zwangen ihn dazu. Zwei Jahre vor dem großen Wechsel in der Chefetage hatten Loacker und sein damaliger Verwaltungsratspräsident Erich Walser in einer Übernahmeschlacht die Konkurrentin Nationale Suisse erworben und so die Rivalin Baloise als Nummer 3 im Schweizer Markt überflügelt. Helvetia zeigte 2021 ein Geschäftsvolumen von 11,2 Mrd. sfr.

Auch Gmür wagte 2020 mit dem spanischen Versicherer Caser einen Zukauf in ähnlicher Dimension. Doch diese Akquisition stieß bei den Investoren auf wenig Zuspruch. Die teilweise mit einer Kapitalerhöhung finanzierte Akquisition führte zu einem Kurseinbruch, von dem sich die Helvetia-Aktien bis heute nicht ganz erholt haben. In der Ära Gmür hat die Helvetia-Aktie deshalb 1,5% an Wert verloren. Die Baloise-Titel haben dagegen 15% zugelegt. In der Ära Loacker/Walser hatte Helvetia die Lokalrivalin deutlich distanziert. Die Suche nach einem Nachfolger für Gmür sei eingeleitet, schreibt Helvetia in der Mitteilung.

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