Herbert Gienow 90
ak – Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war dieser Mann so etwas wie das Enfant terrible der deutschen Stahlindustrie. Herbert Gienow, Chef der Klöckner-Werke zwischen 1974 und 1991, hatte es sich als aufmüpfiger Branchenneuling – er kam von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deutsche Warentreuhand (heute BDO) – schnell mit der Riege der alteingesessenen Stahlmanager an der Ruhr verdorben. So umging er das damalige europäische Stahlkartell, produzierte heimlich mehr als nach den von Brüssel vorgegebenen Quoten erlaubt und steuerte seinen Konzern durch diverse Krisen.”Der Mann ist nur darauf aus, sich auf Kosten anderer Vorteile zu verschaffen”, schimpfte vor 35 Jahren ein Manager der Konkurrenz über Gienow im “Spiegel”. Die andere Seite des streitbaren Industriemanagers ist die eines belesenen Humanisten, stets elegant gekleidet und mit einer Leidenschaft für das Bemalen von Zinnfiguren. Am kommenden Sonntag feiert der gebürtige Hamburger und promovierte Jurist seinen 90. Geburtstag. Auch im hohen Alter ist sein Ratschlag noch gefragt. Beim Finanzinvestor General Capital Group aus München ist er immer noch als Senior Advisor tätig.